Bomba und Senia

Die wichtigsten Reissorten für Paella: Bomba und Senia

Die Stadt Valencia

Es gibt Städte, die haben auf Grund ihrer Größe oder ihres Status als Hauptstadt eine gewisse Bekanntheit. Diese Touristenmagneten beeindrucken schon auf Grund ihres Namens.
Aber die Welt ändert sich, Schwerpunkte verschieben sich oder es bilden sich neue heraus. Nicht nur für Geschäftsleute, sondern auch für Städtereisende. Vor allem in Spanien kann man dies gut beobachten. Ein Beispiel ist die baskische Stadt Bilbao, die durch den Bau des Guggenheim-Museums und die gelungene Umgestaltung der Innenstadt weltbekannt wurde.
Ein anderes Beispiel ist die Stadt Valencia. Noch vor 20 Jahren kannten die meisten Deutschen nur den Fußballclub FC Valencia und die Orangen aus der Region Valencia.

Ja, irgendwie lebte man vor sich hin, aber erwachte langsam aus der Lethargie der Francozeit. Man plante Projekte, schaffte es diese zu finanzieren und legte los. Die erste Maßnahme war die Begrünung des Turiatals. Der Fluss Turia wurde umgeleitet, um die verheerenden Überschwemmungen der Vergangenheit zu vermeiden. Die Bauarbeiten zur Umleitung waren 1973, die Umgestaltung zu einem über sieben Kilometer langen Park in den neunziger Jahren beendet.

Gruppenbild

Gruppenbild in traditioneller Tracht

Bekannt wurde Valencia vor allem als Austragungsort des America´s Cup, der bedeutendsten Segelregatta der Welt und auch die Formel 1 wird dem Image der Stadt gut tun.
Das bedeutendste Autorennen fand im Jahr 2008 das erste Mal in Valencia statt. Auch in den kommenden Jahren werden in der Nähe des Hafens die PS-starken Boliden zu bewundern sein.

SPaella

Die Events machen auf eine Stadt aufmerksam. Wenn sie vorbei sind, zählt der Gesamteindruck. Die Summe und die Qualität der Sehenswürdigkeiten, der Shopping- und Ausgehmöglichkeiten entscheiden über das Wiederkommen und über Mundpropaganda im Bekanntenkreis.
Für viele Urlauber sind das Gefühl von Sicherheit, sind interessante Boutiquen, Geschäfte und Märkte, gute Restaurants, das Wetter, der Strand, Museen und lokale Events wichtige Kriterien eine Stadt zu besuchen:

Paellafest

An einem Samstag im September landet eine Lufthansa-Maschine aus Düsseldorf kommend auf dem Flughafen von Valencia: Das Wetter sonnig, warme 28 Grad, etwas windig, die Fahrzeit zum Hotel betrug nur 20 Minuten, ebenso die Fahrzeit zur Innenstadt.
Die Stadt war nicht so besonders voll, wahrscheinlich wohnten viele Valenzianer gerade einer Hochzeit bei oder sie joggten im Turia (dazu später mehr).

Kathedrale

Nach einer Stärkung mit einem Glas Horchata und einigen warmen Fartons (valenzianisches Hefe-Gebäck ) besuchten wir das Keramikmuseen und aus gegebenem Anlass auch das Reismuseum der Stadt. Der Anlass der Reise war schließlich das Paellafest in Sueca, einer Stadt 35 Kilometer südlich von Valencia.
Wir hatten einen Tisch im Restaurant "Mar de Bamboo" bestellt. Das Restaurant ist hell, freundlich und modern eingerichtet. Das Essen entspricht der Zielgruppe junger, weltoffener Valenzianer und Besucher aus aller Welt und auch der Service war freundlich und versiert.

Wird es brennen?

Paella-Kochwettbewerb in Sueca

Am nächsten Tag fuhren wir nach dem Frühstück in Richtung Sueca. Das Städtchen mit etwa 25.000 Einwohnern veranstaltet seit fast 50 Jahren einen international beachteten Paella-Kochwettbewerb.
Am späten Vormittag trafen wir ein. Es ging noch ruhig zu. Zwar waren die Köche bereits eingetroffen, aber die Zuschauerzahl hielt sich in Grenzen. So konnten wir in Ruhe herumbummeln.

Das Anbraten

Die meisten Köche hatten ihre Vorbereitungen beendet, Hühner- und Kaninchenteile, Bohnen und Gewürze standen bereit. Den Zuschauern wurden Kostproben aus den jeweiligen Restaurants angeboten, zum Beispiel Tortillas, spanische Kutteln oder auch mal ein Sherry.
Langsam legte sich eine gewisse Anspannung über Sueca, weniger bei den Zuschauern, als bei den Köchen. Klar, wer kocht schon jeden Tag über einem offenen Feuer. Einige Stars in Weiß hatten sichtlich mehr Lagerfeuererfahrung als andere. So einige Feuer wollten nicht richtig brennen, brannten zu schnell herunter oder entwickelten zu viel oder zu wenig Hitze.

Tortilla für die Besucher

Im Prinzip hatte jeder die gleichen Zutaten vorliegen, aber von Anfang an sah selbst ein Laie gewisse Unterschiede, zum Beispiel in der Farbe der entstehenden Paellas. Auch beim Tempo zeigten sich die unterschiedlichen Vorgehensweisen. Während das eine Team (Koch und Helfer) das Fleisch anbriet, gab das andere bereits den Reis dazu.
Nach etwa einer Stunde Kochzeit waren die Paellas fertig. Die Teams trugen ihre Kreationen zur Stadthalle. Dort wurden sie in Empfang genommen, damit die Jury mit ihrer Arbeit beginnen konnte. Bewertungskriterien sind der Geschmack, die Farbe, die Symmetrie und die Konsistenz.

Die fertigen Paellas werden in die Stadthalle gebracht

Den Nachmittag verbrachten wir am Strand von Valencia, am Playa de Malvarrosa. Der leichte Wind machte die etwa 30 Grad angenehm und auch das Wasser hatte noch seine 24 Grad. Es herrschte ein lockeres Treiben. Der Strand ist breit genug, um jedem Sonnenhungrigen sein Platz finden zu lassen.
Hungrig geworden, suchten wir abends in der Altstadt der Stadt eine passende Tapas-Bar.

Nach einem kleinen Aperitif wurde auch ein Tisch frei und so konnten wir und so richtig mit leckeren Tapas im Café-Bar "Pilar" sattessen: Muscheln, Tintenfisch, Patatas Bravas, Tortillas und Flan waren alle frisch und gut zubereitet. Auch der Wein passte: weiß, naturtrüb, einfach und bekömmlich. - Ein schöner Abend.

Fritiertes

Und nochmal Reis

Auch am nächsten Tag besuchten wir die Reisstadt Sueca. Bei einem Vortrag in der örtlichen Kooperative lernten wir viel Wissenswertes rund um das Thema Reis. Herr Direktor Santos Ruíz erzählte von den Mauern, die den Reis in die Region brachten und den Christen die ihn wieder verboten, weil er angeblich das Gelbfieber anzog.
Auch auf die (Zug-) Vögel wurde eingegangen. Sie nutzen in den acht Monaten in denen kein Reis angebaut wird die Reisfelder zur Nahrungssuche. In der Weinbauregion Valencia wird meist Rundkorn- Reis angebaut. Langkornreis kommt fast ausschließlich in den Export.

Hochzeit

Bomba und Senia sind die Namen der besten und gebräuchlichsten Reissorten für Paella. Sie nehmen sehr gut den Geschmack und das Aroma der Brühe an in der sie gegart werden. Im allgemeinen kommen auf zwei Teile Wasser ein Teil Reis, trotzdem wird ein guter Paellakoch immer den Garprozeß beobachten, um im Zweifelsfall noch etwas Flüssigkeit dazu zu geben. Die üblichen Rundkornsorten müssen 17 Minuten kochen und fünf Minuten ziehen. Dann hat der Reis die richtige Konsistenz, ist nicht mehr hart und auch nicht zu weich.

Tapasbar

Tapasbar in Valencia

Albuferasee - Naherholungsgebiet und Reisanbauregion

Das Reisanbaugebiet der Provinz Valencia liegt südlich der Hauptstadt rund um den Albuferasee. Der See ist von einem breiten Schilfgürtel umgeben und eines der seltenen Feuchtgebiete an der Mittelmeerküste.
Das Gebiet rund um den See wurde zum Vogelschutzgebiet erklärt, der See selber ist nur circa 60 Zentimeter tief. Neben Vögeln leben am Albuferasee Fischotter und seltene Fledermausarten. Der See ist ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem die angebotenen Bootstouren werden gerne gebucht.

Albuferasee

Am Albuferasee

Auch wir machten einen Törn auf dem See. Die Luft war klar, der Himmel blau, Fische die an der Oberfläche nach Nahrung suchten flüchteten vor dem herannahenden Boot und alle naselang flogen Fischreiher, Enten und andere Wasservögel auf, um sich einige Meter weiter wieder auf dem See niederzulassen. Für einen Großstädter schon beeindruckend. Hinterher ließen wir es uns nicht nehmen hier, mitten im Reisanbaugebiet, eine Paella zu probieren. Wir aßen im Restaurant "Mateu", das für seine vielen Paellavariationen berühmt ist. Neben der klassischen Paella mit Huhn und Kaninchen wird hier gerne Paella mit Seebarsch, Meeresfrüchten oder auch mit Hummer bestellt.

Valencia - Altstadt und Stadt der Künste und Wissenschaften

Nach dem Mittagessen fuhren wir zurück in die Stadt, um Valencia mit dem Rad zu entdecken. Im Vergleich zu den meisten anderen spanischen Städten gibt es hier eine ganze Reihe von Radwegen.
Zuerst stand die Innenstadt auf dem Programm. Vorbei am ehemaligen Stadttor Torres de Serranos, an der Kathedrale und anderen Kulturhighlights ging es weiter in Richtung der neuen Sehenswürdigkeiten des Stadt. Der Weg führte durch den Park im bereits erwähnten Flussbett des Turia.

Am Strand

Am späten Nachmittag waren viele spielende Kinder zu sehen, meist von südamerikanischen Kindermädchen beaufsichtigt. Im flotten Tempo ging es weiter zur "Stadt der Künste und der Wissenschaften". Der weltberühmte valenzianische Architekt Santiago Calatrava konnte sich mit der Gestaltung des futuristischen Komplexes selbst verwirklichen. So bewunderten und fotografierten auch wir, wie die meisten Valencia-Besucher, sein Opern- und Konzerthaus (Palau de les Arts Reina Sofia), das Wissenschaftsmuseum (Museo de las Ciencias Príncipe Felipe) und das 3D-Kino L'Hemisfèric.

In der Innenstadt von Valencia

So langsam ging es zurück in Richtung Altstadt. Der Turiapark hatte sich spürbar bevölkert. Die kleinen Kinder waren verschwunden, dafür bevölkerten Spaziergänger, Radfahrer und jede Menge Jogger die Wege. Merkwürdigerweise war die Stimmung sehr friedlich, jeder wich dem anderen aus, keiner beharrte auf eine echte oder eingebildete "Vorfahrt": Wir waren beeindruckt.
Gut gelaunt suchten wir im Stadtplan nach dem Restaurant "La Lola" . Es erwarteten uns diesmal keine Tapas, sondern ein echtes Gourmetrestaurant mit einem sehr freundlichen und aufmerksamen Service.
So verging auch dieser Abend wie im Flug.

Am nächsten Morgen waren wir bereits um 9.00 Uhr in der Markthalle von Valencia, kauften einige Gewürze und gingen dann in der Innenstadt shoppen. Die Preise waren günstig und so landete das eine oder andere Schnäppchen im Gepäck.
Es blieb nicht viel Zeit, da am frühen Nachmittag bereits der Flieger nach Düsseldorf ging: Schade. Einige Tage mehr, nicht nur zum Shoppen, sondern um auch mal das Hinterland kennenzulernen wären nett gewesen. Aber trotzdem, Paella- und Reisexperten sind wir schon geworden.