Pilgerherberge von Lourenzá
Tag 1 - Ankunft in Oviedo
Spanien zur Reise-Zeit: Hitze, überfüllte Strände, Lärm, monotone Urbanisationen, trockene, staubige Felder?! – Halt, es
kursieren doch Gerüchte von einem grünen Spanien, von leeren Stränden, von ungestresstem Servicepersonal? -
Was gibt es dort zu sehen? Existieren die leeren Strände? Lohnen sich Reisen ins grüne Spanien?
Ende Juni 2004 machte ich mich auf den Weg, die beiden nordwestlichen Regionen Spaniens, Asturien und Galizien kennen zu lernen.
Ich flog mit der spanischen Airline Iberia bis Barcelona und lernte dort die anderen Teilnehmer der Reise kennen. Es blieb wenig
Zeit zum Plaudern, da unser Iberia-Maschine nach Oviedo planmäßig abheben wollte. Leider versperrten Wolken die Sicht, so dass
wir die Landschaft unter uns nicht erkennen konnten, aber mit netten Gesprächen und Lesen vertrieben wir uns die Zeit.
Fast unbemerkte setzte der moderne Airbus zur Landung an, der Blick fiel aus dem kleinen Flugzeugfenster, und tatsächlich: Wälder,
saftiggrüne Wiesen, sanfte Hügel, kleine Häuser mit gepflegten Gärten. Kurz darauf setzte die Maschien sicher auf asturischem Boden
auf.
Die anschließende Busfahrt führte durch eine ungewöhnliche Industrielandschaft. Das Gesamteindruck war grün und hügelig. Wegen
der typisch asturischen Hórreo (Getreidspeicher), der alten Brückenbauwerke und Eukalyptuswälder, wirkte die Landschaft sogar ein wenig
exotisch. Unsere Augen wurden hier deutlich weniger beleidigt, als wir es aus anderen Regionen gewohnt sind. Sicherlich spielte das
freundliche Wetter dabei auch eine Rolle. Die freie Autobahn sorgte zudem dafür, dass wir unser Ziel die Stadt Gijon schnell
erreichten.
Pilger unterwegs
Gijon, das erste Ziel der Spanienreise
Dort, im Vier-Sterne-Hotel Tryp Rey Pelayo (Tel: 26 / 985 199 800), machten wir uns frisch und eroberten anschließend Gijon zu Fuß.
Die Ziele waren, der Playa Mayor mit dem Rathaus, die Geburtshaus Jovellanos, des bekannten spanischen Staatsmannes und Freund Goyas,
und die Landzunge Gijons mit seiner Altstadt Cimadevilla, einem ehemaligen Fischerviertel.
An der Spitze der Landzunge sind einige alte römische Ausgrabungen zu sehen, aber berühmt ist vor allem das Monument des
weltberühmten Bildhauers Chillida „Lob des Horizontes“. Seine Lage auf der Halbinsel beeindruckte uns ziemlich. Sinn dieses
Kunstwerkes ist es, dem Besucher die Akustik des Meeres näher zu bringen.
Gijon - Plaza Mayor
Entspannt und nett plaudernd marschierten wir ein Stück der 1,5 Kilomter langen Promenade entlang, zurück zum Playa Mayor. Dort
wartete ein Abendessen, in der Sidería "La Galana de Gijon" auf uns.
Die Sidrerias sind bekannt für die den typisch asturischen
Apfelwein Sidra. Sidra wird auf eigentümliche Weise serviert. Während des Einschenkens zieht der Kellner die Flasche hoch über
seinen Kopf, während er das Glas sehr tief hält. So wird der Sidra mit viel Sauerstoff versetzt, wodurch das Bukett richtig zur
Geltung kommt. Die Gläser werde übrigens niemals ausgetrunken, der letzte Schluck wird zum Ausspülen des Glases verwandt.
Nach einem ausgiebigen, leckeren Mahl mit verschiedensten leckeren Tapas, Salaten, dem berühmten Fabada (asturischer Bohneneintopf) und lausgesuchten Weinen waren wir mehr als ausreichend gesättig und kehrten ins Hotel zurück, obwohl es auch reizvoll gewesen wäre, das Nachtleben der Stadt kennenzulernen.
Der Strand von Gijon
Der zweite Tag in Asturien: Oviedo, die Küste und der Jakobsweg
Der nächste Tag führte uns zunächst nach Oviedo zurück. Als herausragender Wallfahrtsort auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela
war und ist Oviedo weltweit bekannt. Heute ist Oviedo eine moderne Stadt mit einer historischen und sehr lebendigen Altstadt.
Wir strebten aber zuerst zwei Zielen außerhalb der Stadt zu. Die beiden Kirchen Santa María und San Miguel stammen aus dem
9. Jahrhundert. Sie sind eindrucksvolle Beispiele der asturischen Präromantik. Bei herrlichem Wetter konnten wir die wunderschöne
Umgebung - San Miguel liegt auf einer Wiese direkt neben einem lichten Mischwald, Santa María neben einem kleinen Bauernhof -
von ganzem Herzen genießen. Die Aussicht über die Stadt und der Geruch nach Wald und frisch gemähten Wiesen tat ein Übriges
dazu, sich wohl zu fühlen und gerne den kurzweiligen Ausführungen der Reiseleiter zu folgen. Nach einigen Fotos ging es weiter
in die Innenstadt.
Oviedo - in der Markthalle
Oviedo ähnelt anderen Provinzhauptstädten Spaniens. Die Stadt hinterlässt bei uns einen durchaus sympathischen Eindruck.
Das Ziel unseres Besuches war die Altstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten. Besonders beeindruckte die spanische spätgotische
Kathedrale aus dem 13. Jahrhunderts, mit der Krypta Santa Leocadia und seiner bedeutend älteren Cámara Santa, der heiligen
Kammer im Inneren.
Dieses präromanische Kleinod mit seinen Schätzen aus der Gründerzeit Asturiens, ist vor einigen Jahren zum Weltkulturerbe
der Menschheit erklärt worden. Nach dem kulturellen Teil war es sehr angenehm, einfach durch die Stadt zu schlendern und das
Treiben auf den Strassen und in der Markthalle zu genießen.
Oviedo
Nach der Besichtigung Oviedo machten wir uns auf den Weg in Richtung Küste. Nach und nach wurde die Besiedelung dünner und
das Meer kam immer wieder in Sicht. Auch die typisch asturischen Getreidespeicher, die Hórreos, bekamen wir immer öfter
zu sehen.
Allerdings standen diese meist neben modernen Häusern, die auf einen gewissen Wohlstand der Bewohner schließen lassen.
Insgesamt eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft des grünen Spaniens. Der Bus bog nach gut einer Stunde Fahrt von der
Hauptstrasse ab und nachdem es ein bis zwei Kilometer bergab ging, stoppten wir in einem kleinen Hafenstädtchen, in Cudillero.
Cudillero
Die herrliche Lage an der asturischen Steilküste und das malerische Örtchen Cudillero bezauberten uns sofort, Urlaubsgefühle kamen
auf. Wir wären am liebsten am Hafen sitzen geblieben, aber der Hunger rief, unsere Spanienreise musste weitergehen.
Im Restaurant "La Casona de Pio", wurde uns ein sehr leckeres Menü, mit passenden Weinen serviert. Ob die Vorspeisen, das gefüllte
Seehechtfilet mit einer Venusmuschel-Sauce oder das Dessert, jeder Gang war einmalig gut. Inzwischen war der Nachmittag fortgeschritten
und die Reise ging weiter, Richtung Westen. Nach einigen Kilometern bogen wir von der Hauptstrasse ab.
Blick auf Cudillero
Dort erwartete uns, oberhalb des Strandes Playa de Cadavedo, ein wunderschöner Küstenabschnitt. Eine winzige Kapelle, nahe den
Klippen gelegen, lockte uns an. Tausende von Pilgern auf dem Jakobsweg haben in den letzten 1000 Jahren hier verweilt und gebetet.
Der Altar ist schlicht, aber reichlich mit Blumen geschmückt. Diese Kapelle, La Regalina, ist typisch für unzählige ähnliche auf
den verschiedenen Routen des Jakobsweges.
Nach Osten und Westen konnten wir die Steilküste mit ihren Buchten kilometerweit einsehen, dahinter, nach und nach ansteigend, das
Hügelland Asturiens und weiter im Süden dann die Berge. Das Grün des Landes und das Blau des Meeres waren nur durch das wilde Grau
der Küste voneinander getrennt.
Hafen von Cudillero
Wir wanderten einige Kilometer den Jakobsweg entlang. Hier an der Küste von La Regalina über Villademoros bis Quintana, vorbei an malerischen kleinen Höfen, endlosen Hortensienhecken und romantischen Privathotels. Besonders empfehlenswert ist das Hotel Torre de Villademoros.Aber auch einige Campingplätze oder Ferienhäuser bieten sich für einen längeren Urlaub an.
Puerto de Vega
Vor Navia, in Tox checkten wir im Hotel Villa Borinquen ein, von dort waren es nur 15 Minuten Fußweg zu dem kleinen Hafenort Puerto de Vega. Zwar waren am westlichen Rand des Ortes einige weniger hübsche 5-6 geschossige Häuserblocks zu sehen, aber der Ort selbst war malerisch wie fast alle kleinen Hafenstädtchen in Asturien.
Hotel Torre de Villademoros
Der dritte Tag: Galicien
Natürlich war wieder ein Tisch reserviert, im Restaurant La Marina del Purto de Vega (Tel: 985 648 038).
Auf dem Speiseplan standen Meeresfrüchte und als Hauptgericht eine Fischplatte mit diversen Fischarten, Fische, die wir in
Deutschland nur aus Büchern kennen. Alle superfrisch und wohlschmeckend, raffinierte Saucen wären hier fehl am Platz gewesen.
Nach einem kräftigen Bauerntrester gingen wir bei Mondlicht zum Hotel zurück.
Der dritte Tag: Galicien
Nach einer erholsamen Nacht und eines, trotz des üppigen Angebotes, spartanischen Frühstücks - das reichliche Abendmahl wirkte
nach - machten wir uns auf den Weg.
In Navia legten wir einen kleinen Stopp ein, passierten La Caridad und Tapia de Casariego und besichtigten Castropol. Der Ort liegt
auf einem Hügel direkt am Río Eo und ist in der Region als die "Weisse Stadt" bekannt. Einen besonders schönen Blick auf Castropol
hat man von Ribadeo aus.
Die Weiterfahrt nach Ribadeo dauerte nur zwanzig Minuten. Dabei überfuhren wir die Grenze nach Galicien