Brücke von Alcantara

Brücke von Alcantara

Extremadura - ein Geheimtipp

Die autonome spanische Region Extremadura liegt an der Grenze zu Portugal und umfasst die beiden Provinzen Bajadoz und Cáceres. Die Extremadura war für Nichtspanier nicht immer so unbekannt wie heute. Für die Römer war ihre Provinz Extremadura eine wichtige Handelsregion. Außerdem kamen viele Eroberer Amerikas, z.B. Hernán Cortés oder Francsico Pizarro aus der Region und brachten das Gold der Inka und Maya nach Spanien und finanzierten so den Bau von prachtvollen Palästen und Kirchen. Doch der Ruhm der Eroberer und der Glanz des Goldes verblassten und die Bedeutung Extremaduras nahm stetig ab.

In den letzten Jahren holt die rückständige Region sich langsam wieder, das Wirtschaftswachstum ist überdurchschnittlich und das Abwandern der Bevölkerung gestoppt.

Trujillo

Cáceres

Selbst viele Spanien-Experten kennen die Extremadura nur vom Hörensagen. Ob Balearen, Kanaren, Katalonien, Andalusien, Kastilien oder selbst Nordspanien alles "kennt" man oder war schon mal dort gewesen. Aber Extremadura? Was wusste ich davon? Nicht viel. Gut, die Region liegt an der portugiesischen Grenze und ist recht groß und in der autonomen Provinz ist es im Sommer sehr heiß, trocken und es gibt viele Störche... Stimmt das?
Aber jetzt der Reihe nach. Unsere Reisegruppe landete an einem schönen Junitag, nach einem ruhigen Flug mit der spanischen Fluggesellschaft Iberia, in Madrid und fuhr mit dem Bus in Richtung Westen. Die hüglige Landschaft ist von Weiden, Wiesen, Olivenhainen und einzelnen Feldern geprägt und lieblicher als erwartet.

Geier am Alcántara Stausee

Schuppenkarpfen aus dem Orellana-Stausee

Angeln in der Extremadura

Unser Ziel war das Hotel Don Juan unweit des Orellana-Stausees. (Der Stausee der das Wasser des Rio Guadiana). Hier aßen wir zu Abend, unter anderem wurde uns der Torta del Casar, ein sehr cremiger, scharfer Schafskäse, Schinken, Wurst und andere Produkte der Extremadura serviert. Am nächsten Tag fuhren wir an der Ortschaft Talarrubias vorbei zum Orellana-Stausee. Dort besuchten wir ein Camp von englischen Karpfenanglern. In Deutschland meist unbekannt, ist die Extremadura für Karpfenangler von den britischen Inseln ein wahres Paradies. Nicht nur die ungewöhnliche Größe der Fische lockt sie an, sondern auch die Schönheit der Karpfen.
Extremadura - Puebla de Alcocer

Blick von der Burg Puebla de Alcocer

Meist gehen den Anglern in der Extremadura Wildkarpfen und nicht die in Europa meist zu findenden Spiegel- und Lederkarpfen an den Haken. Britischen Gepflogenheiten entsprechend werden die gefangenen Karpfen grundsätzlich nur gewogen und dann zurückgesetzt. In England bekommen große Karpfen sogar Namen, manchen widmet man eigene Fernsehsendungen. Einige Karpfen wurden über sechzig Mal gefangen und erfreuen sich bester Gesundheit.

Geier am Alcántara Stausee

Geier am Alcántara Stausee

Nach dem Besuch des Anglercamps besichtigten wir die Burg bei der Ortschaft Puebla de Alcocer. Für diese einmalige Rundumsicht lohnt sich selbst ein weiterer Umweg. Hier sieht man wie wasserreich die Extremadura ist, aber auch wie wichtig eine gute Lage für eine Burg war. Von der Burg von Puebla de Alcocer aus konnte man jeden Feind Tage im voraus sehen, Zeit genug für die Dorfbewohner der Umgebung in die Burg zu fliehen.

Störche über den Dächern von Cáceres

Störche über den Dächern von Cáceres

Vorbei an malerischen kleinen Orten, Storchennestern, Reisfeldern, schier unendlichen, prärieartigen Graslandschaften und Olivenhainen ging es in Richtung Nordwesten, nach Alcantara einer kleinen Stadt unweit der portugiesisch-spanischen Grenze.

Kurz nach der Ankunft senkte sich die Dämmerung über die liebliche Landschaft, bei einem Aperitif auf der Terrasse schauten wir in Ruhe den jagenden Schwalben zu, um dann im Hotelrestaurant ein sehr leckeres Menü, freundlich umsorgt von dienstbeflissenen jungen Damen, zu genießen.

Alcántara Stausee

Bauernhof am Orellana-Stausee

Am nächsten Tag besichtigten wir einen Campingplatz hoch über dem Fluss. Er wirkte zwar etwas schmucklos und ungepflegt, gilt aber als idealer Platz für Ornithologen. Spannender wurde es bei einer Bootstour auf dem aufgestauten Rio Tajo. Der See wird nur am Wochenende von einigen Booten befahren, wir hatten den See so mitten in der Woche, einer der fünftgrößten Stauseen Europas, ganz für uns alleine!
Neben der einsamen Landschaft und der Stille, waren wir besonders von der Vogelwelt beeindruckt. Nicht nur zahlreiche Geier und Adler konnten wir beobachten, sondern auch einige der sehr seltenen und scheuen Schwarzstörche.

Trujillo

Trujillo - Blick von der Burg in die Landschaft

Nach einigen Stunden ging die Fahrt weiter in Richtung Cáceres. Bereits auf den ersten Blick ein angenehme Stadt. Die Wohnhäuser rund um den Innenstadtbereich wirken modern, gepflegt und recht ansprechend. Das kennt man von anderen spanischen Städten doch anders.
Weniger modern geht es in der Altstadt zu. Sie ist vollständig erhalten, noch von der ursprünglichen Stadtmauer umgeben. Die Stadt wurde im Laufe der Jahrhunderte von römischen, maurischen, jüdischen und christlichen Baumeistern und Künstlern gestaltet. Die historischen Gebäude wie Museen, Wachtürme, Kirchen und Paläste zeugen von einstigem Wohlstand. Wie überall in der Extremadura nisten Störche auf den Dächern der Stadt. Ein angenehmer Anblick der eine Vorstellung vermittelt wie es auch bei uns im Mittelalter ausgesehen haben mag.

Nach einem fürstlichen Essen im Restaurant La Tahona ging es weiter in Richtung Osten, in Richtung Trujillo. Bereits von weitem sieht man die die kleine Stadt, man hat unmittelbar den Eindruck ins Mittelalter oder besser in die Zeit der Konquistadoren zurückversetzt zu sein. Wir besichtigten die Stadt und machten uns Abends im Restaurant Mesón Hueso gemütlich.
Am nächsten Tag fuhren wir wieder in Richtung Madrid. Unsere Tage in der Extremadura neigten sich dem Ende entgegen, schade. Es hätten ruhig einige Wochen sein dürfen.




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