Die Stadt Alcoy vor dem Fest

Eines der schönsten Feste Spaniens - Moros y Cristianos in Alcoy

Eines der schönsten historischen Feste in Europa ist die Fiesta Moros y Cristianos in Alcoy, einer Stadt in den Bergen der spanischen Provinz Alicante.
Um dieses Ereignis zu erleben und mit anderen großen Fiestas vergleichen zu können, landete ich eines Frühlingstages auf dem Flughafen von Alicante, nahm mir einen Mietwagen beim Anbieter Auto Europe (was sehr gut klappte) und fuhr 80 Kilometer in mein Hotel in Guadalest, einem kleinen Bergdorf.

Die nächsten zwei Tage nutzte ich, um die Costa Blanca etwas kennenzulernen, schließlich war mir dieser Teil Spaniens unbekannt und ich wollte wenigstens einen gewissen persönlichen Eindruck bekommen.

Skorpionfrauen

Alcoy und der Heilige Georg

Am dritten Tag traf ich mit unserer Gruppe zusammen, um gemeinsam Moros y Cristianos zu erleben. Und so ging es an einem sonnigen Samstag im Mai früh morgens mit dem Bus in Richtung Alcoy. Dort angekommen erklärte uns Herr Juan Llompart Espí von der Filà Gusmans den Ablauf des Festes, seiner Geschichte und der Bedeutung des Heiligen Georg:
Der Heilige Georg verhalf den Einwohner von Alcoy in der entscheidenden Schlacht gegen die Mauren durch sein persönliches Eingreifen zum Sieg. Deshalb ist er der Schutzheilige der Stadt und aus dem Grund wird das Fest Moros y Cristianos meist am 23. April gefeiert. Nur in den Jahren in denen dieses Datum um Ostern herum fällt, findet die Fiesta im Mai statt.

Kriegerin-mit-Bogen

Des Weiteren erklärte uns Herr Juan Llompart Espí die Organisation des Festes. Beim Umzug am Samstag marschieren ab dem Vormittag 14 christliche Filàs durch die Straßen und abends ist der große Auftritt der 14 maurischen Gruppen. Inclusive Mittagpause dauert die Veranstaltung rund zehn Stunden, aber danach wird in der Stadt natürlich kräftig weitergefeiert... (Übrigens, auch Freitag und Sonntag ist die ganze Stadt auf den Beinen: viel Musik, Umzüge, Feuerwerk, Prozessionen, Messen). Fila bedeutete auf Deutsch in etwa Rotte, ein etwas aus der Mode geratener militärischer Ausdruck (zusammenrotten).

Wasserballett

Heute würde man Filà vielleicht mit Kompanie oder Bataillon übersetzen. Sie besteht aus verschiedenen Unterabteilungen und entspricht von ihren Aufgaben her in etwa einer der Bruderschaften, die während der Semana Santas eine Prozession organisiert. Um einen besseren Eindruck von der Bedeutung einer Filà zu bekommen, durften wir das Vereinsheim der Filà Gusmans besichtigen, wo die Mitglieder soeben das Frühstück beendeten, mit dem sie sich für den wichtigsten Tag des Jahres gestärkt hatten.

Gusmann

Guzman

Die Residence der Filà Gusmans besteht aus einer großzügigen Einfahrt und einem großen Raum von der Größe einer Turnhalle. Sie ist in zwei Ebenen unterteilt. In der unteren Ebene gibt es einen langgestreckten Balkon, von dem man einen guten Blick auf eine der Stadtbrücken und das darunterliegende Tal hat. Interessant, aber wir waren doch schnell wieder weg, der Beginn des Festes stand kurz bevor.
Es wurde schon schwierig unsere Plätze zu erreichen, aber wer Semana Santa in Málaga kennt, den konnte das Gedränge nicht aus der Ruhe bringen. Wir erreichten unsere Plätze auf einer Tribüne, aber machten auch immer wieder Aufnahmen, wenn sich zwischen den Gruppen Lücken auftaten.

Aragonesos

Die einzelnen Gruppen kamen recht martialisch daher. Die Krieger waren mit Schwertern und Schildern bewaffnet, auch Bögen, Armbrüste, Lanzen, Hellebarden und Morgensterne waren zu sehen.
Die Anführer waren oft zu Pferde. Stolz präsentierten sie sich und ihre Kämpfer, ritten Scheinangriffe und galoppierten zurück zu ihren Einheiten. Nach den Rittern, Lanzenträgern und anderen Kriegers folgten Musiker, Gaukler, Wagen, Gruppen mir Kindern und vieles mehr. Die folgenden Stunden gingen schnell vorbei, Filà folgte auf Filà, trotz häufiger Pausen wurde es durch die vielen Eindrücke nie Langweilig, aber es war doch anstrengend, außerdem wurde man bei dem sommerlichen Wetter schon mal etwas durstig,.

Erfrischungen: Plis Play und Mentira

Wolfsfänger und Wölfe

Sehr beliebt war ein belebendes Getränk namens Mentira (auf deutsch Lüge). Es besteht aus zu einem Drittel aus Kaffeelikör der Region, zum Beispiel Cerol oder Pastor und zu zwei Dritteln aus Zitronensorbet. Verkauft wird es in großen Bechern (0,5 bis 1 Liter Inhalt) mit Deckel, in denen mehrere Strohhalme stecken, so dass mehrere Personen davon trinken können. Das Koffein und der Alkohol im Likör machen munter, aber die Kälte des Getränks sorgt dafür, dass beides nur langsam seine Wirkung entfaltet. Eine Alternative ist Plis Play, Kaffeelikör mit Coca-Cola. Die aufmunternde Wirkung ist hier noch verstärkt.

Wie auch immer, nachmittags wurde eine Pause eingelegt und gegessen. Unser Speisesaal lag unterhalb des Plaça d'Espanya. Der Stararchitekt Santiago Calatrava hat hier eine futuristische Stadthalle erbaut, ein schlichter Raum, der sehr kühl und nüchtern daher kam.

Calatrava-Stadthalle in Alcoy

Nach der Pause ging es mit den 14 maurischen Filàs weiter

Nach der Stärkung und einem kleinen Stadtbummel ging es gegen 17.00 Uhr weiter. Jetzt waren die maurischen Truppen an der Reihe sich zu präsentieren. Es wurde noch eine Spur exotischer und orientalischer. Unter anderem waren Skorpioninnen, geflügelte Skorpionlöwen, Tänzerinnen, furchteinflößende maurische Krieger und Grazien auf Kamelen zu bewundern. Leider mussten wir nach zwei Stunden zum wartenden Bus marschieren, sehr schade. Den Rest des Abends und die anschließende Nacht in Alcoy mitzufeiern, das wäre es gewesen. So fuhren wir zurück zu unserem Hotel in Elche. An den beiden folgenden Tagen besichtigten wir die Stadt Elche mit ihren weltberühmten Palmenhainen, lernten den Strand El carabassí kennen und machten eine Stadtführung durch Alicante mit seiner Altstadt und der historischen Burganlange oberhalb der Stadt.

Fazit: Absolut empfehlenswert!