Fischerboote in A Coruna
Eine Reise mit dem El Transcantabrico
Um das grüne Spanien – die spanischen Nordprovinzen an der Biskaya – für sich zu entdecken, gibt es viele gute Möglichkeiten. Legendär
sind die Fahrten mit dem El Transcantabrico, einer Schmalspurbahn, die parallel zur Küste durch die spanischen Regionen Galicien,
Asturien, Kantabrien und Baskenland fährt.
Auf einer Fahrt im Herbst 2010 testeten wir beides, das Feeling, eine Eisenbahnkreuzfahrt mit dem El Transcantabrico zu unternehmen,
und die Urlaubsmöglichkeiten in den vier autonomen spanischen Regionen. Übrigens, in diesen Artikel flossen auch die Erfahrungen
von vier früheren Reisen in den Norden Spaniens mit ein.
A Coruna - in der Altstadt
Jetzt aber chronologisch: Sonntag 10.45 Uhr sollte der Flieger von Airberlin in die Luft gehen, aber eine halbe Stunde vor der geplanten Abflugszeit kam die Durchsage: Der Abflug verzögert sich um eine Stunde, da die Maschine enttankt und dann neu betankt werden muss? Aha?! Keiner verstand etwas:
Sonntag: A Coruña - Hafenstadt mit zwei Seiten
Hat der Tankwart auf dem Düsseldorfer Flughafen aus Versehen Diesel in die Airbustanks gepumpt? -Naja, es ging dann doch etwas schneller als angekündigt und so blieb für mich genügend Zeit, in Palma de Mallorca die Maschine nach Santiago de Mallorca zu erwischen, wo ich auch fast pünktlich ankam.
Der Park Jardines de Núñez Menéndez
Die junge Dame vom galicischen Fremdenverkehrsamt mit ihrem Schild „Turgalicia“ war nicht zu übersehen. Es wurden freundliche Begrüßungsworte gewechselt, aber wir mussten noch zehn Minuten auf einen Kollegen aus Deutschland warten. Sein Name kam mir bekannt vor. Ich hatte mich nicht getäuscht. Sechs oder sieben Jahren zuvor waren wir zwei Tage zusammen in Luxor gewesen, hatten Tempel besichtigt und zwei sehr nette Abende zusammen mit drei Kollegen aus Oberbayern, Essen und Deutschlands verbracht. Ein Riesenbus stand bereit, um uns zwei in etwa 50 Minuten nach A Coruña zu bringen. Das Einchecken im Hotel ging schnell vonstatten, obwohl der Herr an der Rezeption alle Hände voll zu tun hatte. Angenehm zu sehen, wenn jemand seinen Arbeitsplatz im Griff hat und sich durch nichts erschüttern lässt.
Blick auf Santiago de Compostela und die Kathedrale
Das Zimmer war schnell gefunden, der Koffer abgestellt und ab in die Stadt. Schließlich galt es das restliche Tageslicht für
einige Aufnahmen auszunutzen. Außerdem war es trocken und angenehm mild.
Vom Hotel Hesperia Finisterre ging es ein kleines Stück entlang einer belebten Straße bis zum Hafen. Ein Kriegsschiff, wie
sich herausstellte ein amerikanisches, war am Kai vertäut, ansonsten bot sich ein friedliches Bild. Es war Sonntag. Eltern
gingen mit ihren Kindern spazieren und auch die Großeltern zeigten sich.
In der Altstadt
Niemand hatte es sonderlich eilig und auch wir, ein Kollege aus Aachen und ich, passten uns schnell dem gemütlichen Schlendertempo an. Nach einigen Fotos von der Marina und der galicischen Häuserfront mit ihrer typischen Doppelverglasung, bummelten wir durch die Altstadt bis zur anderen Seite der Halbinsel. Auf der Westseite liegen weite Sandstrände, die im Oktober naturgemäß nicht mehr zum Baden genutzt wurden. Langsam gingen wir wieder zurück zur Hafenseite, vorbei an einer galicischen Musikgruppe und an einigen jungen Amateurgauklern(-jongleuren). In der Stadthalle war Flohmarkt, nur langsam konnten wir uns durch die Menschenmassen bewegen, um wieder ins Freie zu gelangen.
Zurecht stolz - die Compostela, der Nachweis der Pilgerreise
Schließlich führte uns der Weg - vorbei an Ausgrabungen historischer Stadtmauern und Hafenanlagen - zurück zum Hotel. Das Abendessen fand in recht kleinem Kreis statt, viele Teilnehmer der Reise waren noch nicht eingetroffen, so dass sich die Anwesenden schnell miteinander bekannt machen konnten. Der Service und das Essen waren tadellos, die Küche modern-traditionell, die Portionen groß genug, um den Hunger nach dem langen Anreisetag aufs das Angenehmste zu stillen.
Montag - ein Kurzbesuch in Santiago de Compostela
Die Kathedrale
Am nächsten Tag war es zunächst neblig und regnerisch, was uns aber auf der Fahrt nach Santiago de Compostela nicht weiter störte. Zwar war es auch dort zunächst bedeckt und feucht, aber nach und nach wurde es heller und später kam sogar die Sonne zum Vorschein. Als erster Punkt stand in Santiago eine Besichtigung eines der ältesten Hotels der Welt mit seinen romantischen Innenhöfen auf dem Programm.
Der Parador von Santiago, das ehemalige Hostal dos Reis Católicos am Rande des Platzes vor der Kathedrale (Plaza do Obradoiro), ist mehr als 510 Jahre alt und beherbergte bereits in seinen frühen Jahren Pilger aus ganz Europa. Man mag sich nicht vorstellen, mit was für Strapazen und Gefahren eine Pilgerreise vor einem halben Jahrtausend verbunden war. Umso froher war man sicherlich über das Erreichen des Zielortes.
Das Team des El Transcantabrico
Auch heute noch ist die Freude nach wochenlangen Wanderungen in Santiago anzukommen groß, die Haupterklärung für die gelöste
Stimmung in der ganzen Stadt.
Während man früher zu Fuß oder mit dem Pferd unterwegs war, ist es heute auch möglich, den Pilgerpfad mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Wir trafen beispielsweise vor der Kathedrale zwei Damen, die die Strecke von St.Malo bis Santiago de Compostela mit ihren Fahrrädern
in fünf Wochen zurückgelegt hatten und sichtlich Stolz auf ihre Leistung waren.
Nach einer Stadtführung stand ab 14.00 Uhr ein Mittagessen im Parador auf dem Programm. Das Ambiente war beeindruckend. Unsere
stilvoll eingedeckte Tafel stand in einem historischen Saal mit Parkett, wertvoller Holzvertäfelung und Ölgemälden. Leider konnten
die servierten Speisen nicht so ganz mithalten, waren teilweise nur lauwarm (Suppe) oder etwas zäh (Jakobsmuscheln).
Der El Transcantabrico in Viveiro / Galicien
Von Ferrol bis Viveiro
Nach dem Lunch folgte eine etwa einstündige Busfahrt nach Ferrol, einer wenig attraktiven Hafenstadt, die allerdings der Ausgangspunkt
der Zugreise mit dem Transcantabrico ist, wenn man im Westen starten möchte. Wir wurden von der gesamten Crew auf dem Bahnsteig
freundlich begrüßt.
Nach Cavaempfang im Zug und Besichtigung der Luxussuiten (Suite Privilege) belegten wir unsere Suiten und genossen
die anschließende Fahrt mit dem Transcantabrica durch das nordwestliche Galicien, vorbei an malerischen kleinen Höfen, dichten Wäldern,
mäßig hohen Bergen sowie Wiesen mit und ohne Kühe und Schafe. Angenehm, der Zug ist recht langsam unterwegs, meist werden nur
50 Kilometer/Stunde erreicht, nur in Ausnahmefällen auch mal 70 Stundenkilometer.
El Transcantabrica am Rio Eo
Nach geschätzten zwei Stunden stoppten wir im Hafenstädtchen Viveiro und marschierten in die Stadt hinein. Die ersten 200-300
Meter waren wenig attraktiv, schmale Bürgersteige entlang einer vielbefahrenen Straße, dann aber kamen wir auf eine gepflegte
Uferpromenade, die sich entlang des Rio Landro erstreckte. Leider war es dunkel und regnerisch, so dass die schöne Häuserfront
der Stadt nicht so richtig zur Geltung kam.
Danach bogen wir in die Altstadt, besuchten die romanische Kirche Igrexa de Santa María del Campo aus dem 12.Jahrhundert sowie das
Convento das Concepcionistas und bummelten dann entlang verschlungener Gassen zurück zur Promenade.
Dar Kathedralenstrand
Nach dem Altstadtspaziergang brachte uns ein Bus zum Restaurant des Hotels Val do Naseiro, das etwa vier Kilometer südlich von
Viveiro liegt. Hier wurden wir freundlich empfangen und bedient. Auch die Leistung des Küchenteams war tadellos: Es gab Venusmuscheln
im Weißwein-Gemüsefond, Seeteufel- und Jakobsmuschelspieß, Filetsteak mit Pilzen und danach dünne Pfannkuchen mit Vanilleeis.
Komplettiert wurde das Menü mit Kaffee und einheimischen Likören.
Anschließend fuhren wir zurück zum Bahnhof und verbrachten unsere erste Nacht im Transcantabrico.
Angler am Kathedralenstrand
Dienstag: Von Viveiro über Ribadeo und Luarca bis Oviedo
Nach einer geruhsamen Nacht setzte sich der Zug morgens früh um 8.00 Uhr wieder in Bewegung. Da er erst gegen 9.40 Uhr sein Ziel
erreichte, blieb ausreichend Zeit zum Duschen usw. sowie zum Frühstücken. Es war entspannend, beim morgendlichen Kaffee die wilde
Küstenlandschaft Galiciens an sich vorbeiziehen zu lassen.
Nach der Einfahrt in Ribadeo stand als erstes ein Besuch des berühmten Kathedralenstrands auf dem Programm. Jetzt im Herbst war
die Badesaison leider bereits vorbei, im Sommer gehören die feinen Sandstrände zu den angenehmsten Spaniens. Naja, außerdem war
Flut, sodass der größte Teil des Strandes sowieso unter Wasser lag.
Kathedrale von Oviedo
So machten wir alle unsere Fotos von den Felsen oberhalb des Strandes, beobachteten zwei Spinnangler bei ihren Versuchen, Seebarsche an den Haken zu bekommen, und fuhren alsbald wieder nach Ribadeo, der östlichsten Hafenstadt Galiciens. Bei einem Rundgang durch Ribadeo entdeckten wir am Plaza de España einige spannende Bauwerke, die reich gewordene Unternehmer des späten19. Jahrhunderts errichteten, um sich ein Denkmal zu setzen, zum Beispiel der Pazo de los Ibañez.
Und es ging weiter bis zum Parador von Ribadeo. Von hier aus hatten wir einen tollen Blick über den Río Eo und die gegenüberliegende Gemeinde Castropol, die für ihre Werften und ihre Austern- und Muschelzuchten bekannt ist. Lange hatten wir nicht Zeit, der Zug wartete auf uns, wir mussten weiter nach Luarca. Nach 90 Minuten hatten wir die bekannte Hafenstadt erreicht. Der Bahnhof liegt etwas oberhalb der Hafenstadt, so dass wir bequem bergab schlendern konnten. Bei der Gelegenheit konnten wir den Transcantabrico beim Überqueren einer weiten Eisenbahnbrücke fotografieren, aber leider war es noch bewölkt.
Asturische Fische
Luarca, ein malerischer Fischerort
Luarca liegt am Río Negro, einem lebhaften kleinen Fluss, an dem vor 20 Jahren noch Wäsche gewaschen wurde, wie der Autor
selber erlebte. In dem selben Jahr, es war 1986, gruselte er sich beim Beobachten von oberarmdicken Aalen und mehrpfündigen
Forellen, die, nachdem ein Koch Fischabfälle im Río Negro entsorgt hatte, ein recht eklig aussehendes Knäuel bildeten.
Im Ortszentrum war ein kleiner Markt auf dem Produkte aus der Region wie Kuchen, Honig, Käse und Wurst angeboten wurden. Der
eine oder andere aus der Gruppe nutzte auch sogleich die Gelegenheit Reisemitbringsel einzukaufen. Ganz in der Nähe lag unser
Restaurant, das Sport Restaurant. Es war vornehmer und das Essen besser als der Name vermuten lässt.
In einer Sideria in Oviedo
Es wurde sogar beim Quality Club „Mesas de Asturias“ aufgenommen, einer Restaurantvereinigung, deren Mitglieder sich der
ursprünglichen asturischen Küche mit ihren Produkten verschrieben haben.
Der Service war freundlich und schnell, das Menü sehr ordentlich. Es bestand aus einem Vorspeisenteller mit einem Pulpospieß,
Brot mit einer leichten Seehechtfarce und Cecina. Vor allem Letzteres hatte es uns angetan. Es sind hauchdünne Scheiben aus
getrocknetem und ganz leicht geräuchertem magerem Rindfleisch.
Anschließend folgte ein Fischgericht, ein rustikales Parfait aus Thunfisch und diversen Zutaten: lecker, nur die halbe Portion
hätte durchaus gereicht. Auch von den anschließend servierten Crepes mit Milchreisfülllung und Caramelsauce wäre die Hälfte
ausreichend gewesen: Egal, es war lecker!
Asturischer Hummer im De Loya Restaurante in Oviedo
Nach dem Lunch sollte ich noch einige Sätze zu meinen Eindrücken für das Asturische Fernsehen von mir geben, was ich dann auch
tat, dann aber ging es raus an die frische Luft.
Der leichte Seewind hatte inzwischen die Wolken vertrieben, eine gute Gelegenheit, schöne Aufnahmen vom Hafen zu machen, und um
16 Uhr mussten wir auch wieder los, der Bus wartete. Er brachte uns zum Bahnhof von Cudillero, dort wartete der Zug, der uns dann
wiederum bis zur asturischen Hauptstadt Oviedo transportierte.
In der Innenstadt von Oviedo
Oviedo - die lebenswerte Hauptstadt Asturiens
Es folgte – natürlich – ein Stadtbummel. Wir verließen den Bereich des Hauptbahnhofs und bogen in die Calle Uria ein, eine der
Haupteinkaufsstraßen Oviedos, und bewunderten hier die teilweise sehr hübschen Hausfassaden. Wie in Oviedo unvermeidlich, sahen
wir eine ganze Reihe von Skulpturen, die überall in der Stadt auf den Bürgersteigen zu finden sind.
Irgendwie war die Stimmung auf den Straßen so ungeschäftsmäßig, Familien waren mit ihren Kindern unterwegs, niemand hatte es
anscheinend eilig. Man konnte denken es wäre Sonntag. - Nein, es war nicht Sonntag, aber Feiertag, Spanischer Nationalfeiertag.
Ein Muss in Oviedo ist ein Besuch in der gotischen Kathedrale, die aber vor unserer Nase zugeschlossen wurde. Nach einigen
charmanten Worten unseres Transcantabrico-Guide Andrea Ruiz durften wir aber doch noch schnell hineinhuschen, um einen kurzen
Eindruck vom prächtigen Kircheninneren zu bekommen.
Käsestand in der Markthalle von Luarca
Sidra Boulevard und Menü bei Isaac und Javier Loya
Anschließend ging es ein klein wenig bergab. Das Ziel war der wenige hundert Meter entfernte Sidra Boulevard. Er ist bekannt
für seine zahlreichen Sidralokale und ein ausgeprägtes Nachtleben.
Nach ein oder zwei Gläschen Sidra, dem unvergleichlichen frischen asturischen Apfelwein, wanderten wir plaudernd weiter bis
zum „De Loya Restaurante“ südöstlich der Innenstadt. Hier wurden uns von Isaac und Javier Loya nicht nur die typischsten
Produkte der asturischen Küche vorgestellt, sondern auch Fragen zu den Geheimnissen der asturischen Küche, zum Zusammenspiel
zwischen den Weinen und den einzelnen Gerichten und zu den Problemen der Gastronomie in Zeiten der Wirtschaftskrise beantwortet.
Sich spiegelnde Lampen während der Zugfahrt
Das folgende Menü war der erste kulinarische Höhepunkt unserer Reise. Obgleich die Leistungen der Küchenbrigade des Hotel
Hesperia Finisterre beachtenswert waren, was das Team um Javier Loya erschuf und servierte ging, doch deutlich darüber hinaus.
Der blanchierte asturische Hummer auf Salat war der beste Hummer meines Lebens und auch der kunstvoll geschnitzte Pulpofangarm in
einer Zwiebelbrühe war „nicht von schlechten Eltern“.
Es folgten Rotbarbe auf Cremereis mit Herbstpilzen und als Dessert eine klassische Kreation: karamelisierte Äpfel mit
(selbstverständlich) hausgemachten Vanilleis.
Rotbarbe auf Cremereis mit Herbstpilzen
Ich blieb bei diesem Menü beim Sidra, einem auf moderne Art hergestellten, der so auch Lager- und transportfähig bleibt,
dem Sidra Asturiana Tareco, was mir ausgezeichnet bekam.
Ach ja, bevor ich es vergesse: Auch während der Präsentation mussten wir nicht darben: Es gab Jamón Ibérico de Bellota,
Royal vom Seeigel mit Zitrusfrüchten und Lutscher von Afuega´l Pitu, einem der ältesten spanischen Käse, mit einer Glasur
vom grünen Apfel.
So langsam neigte sich der Dienstag seinem Ende entgegen, wir fuhren mit Taxen zurück zum Bahnhof und von dort war es nicht
weit zu unserem Gleis und zu unserem Transcantabrico.