Finca unweit der Cala d´Or Versteckt liegende Finca unweit der Cala d´Or

Mallorca neu entdeckt

Warum nicht einmal wieder Mallorca? Mein letzter Besuch lag schließlich über zwanzig Jahre zurück, vieles ist in der Zwischenzeit über Mallorca geschrieben worden, positives wie negatives. Aber: was bedeutet schon negativ, was positiv? Als negativ wird meist der Massentourismus empfunden, aber ohne die zahlreichen Hotels in Küstennähe gäbe es nicht die vielen günstigen Pauschalangebote und auch nicht die preiswerten Flüge, die auch Fincabesitzer und Individualurlauber gerne in Anspruch nehmen.
Wer den Trubel nicht mag, der wird die bekannten Urlaubshochburgen umfahren, das Straßennetz auf Mallorca ist weiter ausgebaut worden und so kommt man schneller als vor zwanzig Jahren voran. Dabei ist nicht einmal ein Mietwagen notwendig, auch die Busverbindungen sind gut.
Insel Es Pantaleu vor San Telmo Insel Es Pantaleu vor San Telmo
Wer gerne Auto fährt, der sollte sich für einige Tage einen Mietwagen nehmen und die Insel in Ruhe entdecken. Die kurvenreichen Straßen, die zahlreichen Rennradfahrer und die bisweilen sehr gemütlich dahin zockelnden mallorquinischen Autofahrer stellen zwar gewisse Ansprüche an den Autofahrer, auf der anderen Seite macht es einfach Spaß durch so eine grüne Landschaft zu fahren. Wer dann noch bereit ist früh aufzustehen, der kann Mallorca im Morgendunst erleben und hat zudem die Straßen für sich ganz alleine.
Bar-Restaurant Bar-Restaurant "Es Vergé

Im Winter und in den ersten Frühlingswochen 2009 hat es auf Mallorca außergewöhnlich viel geregnet und so waren nach langer Zeit das erste Mal wieder die Talsperren und auch alle privaten Zisternen Mallorcas bis oben hin gefüllt.
Blick auf Sóller Blick auf Sóller
Die Natur profitierte sichtbar vom nassen Segen: Grüne Wiesen, Felder und Wälder erinnerten eher an Mitteleuropa als an ausgedorrte Mittelmeerlandschaften.

Der Nordwesten

Bei verschiedene Ausflügen lernten wir Mallorca im Frühjahr zu schätzen. Als erstes Ausflugsziel stand die Serra de Tramuntana, der langgestreckte Gebirgszug im Nordwesten der Insel auf dem Programm. Nach einem Abstecher zum Markt von Alaró führte uns eine spontane Eingebung in Richtung Castell de Alaró. Gut drei Kilometer ging die Straße bergauf, die schlaglochreichste, die wir auf Mallorca erlebt hatten. Trotzdem machte die Fahrt Spaß, kein Auto kam entgegen, die Landschaft wurde immer schöner.
Port de Sóller

An einem größeren Hof mit angeschlossener Bar machten wir Halt, da hier auch Parkplätze ausgeschildert waren. Zahlreiche Pfützen hinderten uns nicht daran den Parkplatz zu nutzen und einen Kilometer in Richtung Burg zu marschieren. Allerdings wollten wir an dem Tag noch weiter und so ersparten wie uns den Rest des Weges. Zeit für einen Kaffee und ein Stück Kuchen in der urigen Bar-Restaurant "Es Vergé" blieb dennoch.

Port de Sóller, Sóller, Orient und Banyola

Blick über die Westküste Mallorcas Blick über die Westküste Mallorcas
Die Fahrt ging weiter über die Orte Orient und Banyola. In Banyola war, wie bereits in Alaró, Wochenmarkt, eine gute Gelegenheit sich etwas die Füße zu vertreten und den Ort zu erkunden. Da der Vormittag inzwischen weiter fortgeschritten war, herrschte lebhaftes Treiben, Einheimische und Touristen bevölkerten die malerischen Gassen oder belegten die Stühle vor den Cafés und Restaurants.
Langsam ging es in Richtung Küste. Durch den recht neuen Tunnel war die Stadt Sóller schnell erreicht. Der Ort wurde durch seine Orangenproduktion wohlhabend, wovon heute noch eine ganze Reihe von sehenswerten Herrenhäusern zeugen. Sehenswert ist auch der botanische Garten des Ortes und die malerische, von Palmen umrahmte Landschaft des gesamten Tales. Da Sóller auch ein beliebtes Ausflugsziel ist und entsprechender Trubel herrschte, machten wir uns schnell wieder auf den Weg in Richtung Port de Sóller.
Port de Pollença Aussichtspunkt hinter Port de Pollença

Port de Sóller liegt idyllisch in einer geschützten Meeresbucht, eine Bucht die bereits in der Steinzeit besiedelt war. Hier war es merkwürdigerweise deutlich ruhiger als in Sóller, trotz Sonnenscheins und herrlich frischer und klarer Luft. Ein gemütlicher Spaziergang führte am Hafen entlang bis zu einem Aussichtspunkt hoch über der Küste, direkt neben dem neuen Museu de la Mar (Meeresmuseum). Da inzwischen die Mittagszeit herangerückt war, gönnten wir uns einige Tapas in einem Hafenrestaurant und genossen dabei die Sonne und das lockere Hafentreiben.
Die nächste Etappe der Tour war Valldemossa, einer der berühmtesten Orte auf Mallorca. Der Komponist Frédéric Chopin und die Schriftstellerin George Sand verbrachten hier einige Wintermonate und waren hiermit quasi die ersten Pominenten, die Mallorca besuchten.
Badebucht Traumhafte Badebucht bei Port de Pollença
Sie lebten zwei Monate in einem ehemaligen Kartäuserkloster und wurden von der Bevölkerung recht misstrauisch beäugt.
Vor allem die Hosen tragende George Sand stieß auf wenig Verständnis. Heute lebt der Ort recht gut vom Tourismus, Straßencafés und Andenkenläden warten auf Besucher, aber es lässt sich trotzdem gemütlich durch den Ort und die Gärten des ehemaligen Klosters schlendern. Neben den Ausflugsgästen kommen gern und oft Wanderer sowie Naturfreunde und Radfahrer nach Valldemossa und quartieren sich in den Hotels und Ferienwohnungen des Ortes ein.
Entlang der kurvenreichen Küstenstraße ging es anschließend weiter Richtung Südwesten, vorbei an zwei Dörfern mit herrlicher Aussicht über das balearische Meer.
Cala-Figuera Terassenrestaurant in Cala Figuera
In Banyalbufar und Estellencs finden sich noch zahlreiche Terrassen auf denen Weinreben, Olivenbäume und verschiedene Gemüsesorten gepflanzt wurden. Die malerischen Terrassen stammen größtenteils noch aus arabischer Zeit, ebenso die dazugehörende Bewässerung. In Banyalbufar und Estellencs finden sich nur wenige Gästebetten, wer hier Urlaub macht, sucht Ruhe und die Möglichkeit von hier aus ausgedehnte Wanderungen in die Berge zu unternehmen. - Schließlich ging es weiter in Richtung unseres Urlaubsquartieres in Palmanova, der anstrengender, aber schöner Urlaubstag ging zu Ende.

Cap Formentor

Hospederia Santurio de Cura Blick von der Hospederia Santurio de Cura
Am folgenden Morgen fuhren wir gen Norden. An der Inselhauptstadt Palma ging es recht flott über die Autobahn voran, danach über Nebenstraßen, an Pollença vorbei, in Richtung Cap Formentor. Ein gut ausgebauter Aussichtspunkt hinter Port de Pollença lud spontan zum Verweilen ein, ein Stopp der sich gelohnt hat. Bei strahlender Morgensonne ragte die beeindruckende Steilküste aus dem Meer empor: Ein schöner Platz - mit einem Blick bis zur Insel Menorca weit in der Ferne. Aber wir wollten weiter zum Cap Formentor und erreichten es auch etwa zwanzig Minuten später.
Cap Formentor ist nicht ohne Grund eines der beliebtesten Ausflugsziele der Insel. Da es noch recht früh am Morgen war, waren die Terrassenplätze am Leuchtturmcafé kaum frequentiert, ein Milchkaffee schnell organisiert, die Neugierde trieb jedoch bald zum Aufbruch.
Badebucht südlich von Portals Vells

Allerdings verführte dann der nächste Stopp zu einer längeren Pause, eine wunderschöne Bucht an der Südseite der Halbinsel Formentor. Obwohl es erst Anfang April war, reizte das Wasser zum Baden. Nach einigen Minuten der Akklimation war Schwimmen das reinste Vergnügen. Winterlich gekleidete Spanier wunderten sich zwar ersichtlich, aber auf Mallorca ist man so einiges von verrückten Ausländern gewohnt... Schweren Herzens ging es zwei Stunden später doch weiter, Richtung Port de Pollença.
Nach einem Rundgang durch die alte Hafenstadt und einen wohlverdienten Milchkaffee fuhren wir weiter nach Alcúdia. Hier lockte ein Markt mit seinen Angeboten. Neben dem üblichen Angebot an Klamotten aller Art gab es eine ganze Reihe von Lebensmittelständen. Obst und Gemüse aus mallorquinischer Produktion wurden preiswert angeboten, zum Beispiel frische Erdbeeren und Artischocken.
Valldemossa
Nach einem kurzen Abstecher nach Port de Alcúdia ging es wieder in Richtung unserer Ferienwohnung in Palmanova. Die Mitbringsel vom Markt ergänzten wir noch durch Einkäufe in einem großen Supermarkt am Rande von Palmanova, dessen Preisniveau übrigens deutlich unter dem deutschen liegt.
Über Palma, Campos und Felantx ging es am nächsten Tag Richtung Küste. Das Autofahren in der herrlichen Frühlingslandschaft war ein Vergnügen. Hinzu kam die klare, saubere Luft, die sich, im Gegensatz zu den Sommermonaten, auch mittags nicht unangenehm erhitzte. Das erste Ziel war die Ortschaft Portocolom.
Palma de Mallorca Palma de Mallorca - alte Stadtmauer

Portocolom liegt an einer recht großen Bucht im Osten der Insel. Am Vormittag präsentierte sich der Ort noch recht verschlafen, nur wenige Spaziergänger waren auf den Straßen zu sehen. Einige Bootsbesitzer werkelten an ihren Booten und Fischer klarierten ihre Netze, beziehungsweise versorgten ihren Fang. Nach einem längeren Spaziergang entlang des Hafens fuhren wir zur Cala d´Or und besuchten verschiedene Buchten der recht ausgedehnten Urlaubsregion.
Eine ausgedehnte Pause legten wir erst wieder in Cala Figuera ein. Cala Figuera, nicht zu verwechseln mit dem Cap de Cala Figuera, ist einer der malerischsten Küstenorte auf Mallorca. Eine lange enge Felsenbucht gabelt sich nach einigen hundert Metern in zwei Teile. An den Felsen kleben Fischerhäuser, kleine Hotels und Restaurants, an den Ufern arbeiten Fischer an ihren Netzen und im Wasser liegen unzählige Motorboote und Segelyachten. Cala Figuera ist der richtige Ort einige Stunden bequem in der Sonne zu sitzen und nichts zu tun. Ein weiterer Ort im Osten Mallorcas, an dem man wunderbar entspannen kann, ist Randa. Zwar kann man hier nicht den Blick über eine romantische Meeresbucht schweifen lassen, aber ein erhöhter Standort, von dem man fast ganz Mallorca überblicken kann, hat auch etwas für sich.
Café in Palma de Mallorca Café in Palma de Mallorca

Vor allem dann, wenn dieser Standort, der Berg Puig de Randa in 548 Metern Höhe, ein klosterähnliches Heiligtum beherbergt. Die Anlage, die Santuari Mare de Déu de Cura besteht aus einer Kirche, einem Museum, Restaurant, Garten und einigen Plätzen. Genügend Raum für mallorquinische Schulklassen, zahlreiche Radfahrer und Urlauber. Alle genießen die klare Luft, den erfrischenden Wind und die wunderbare Aussicht über die Wiesen und Felder Mallorcas bis hin zur Serra de Tramuntana, die Bucht von Alcùdia und die Serra de Llevant.
Die Atmosphäre an dem Tag war sehr entspannend und angenehm, trotz des fröhlich-aufgeregten Geschnatters der Kinder; eine ideale Atmosphäre um sich Tagträumen hinzugeben. Wer Hunger hat, der kann sich das leckere Essen im "Bergrestaurant" schmecken lassen, nett bedient wird man sowieso.
Historisch Bahn- in Port de Soller

Über enge Serpentinenstraßen ging es irgendwann wieder bergab und dann zurück nach Richtung Palmanova, wo wir den Tag bei einem guten Glas Wein ausklingen ließen.
In den folgenden Tagen machten wir noch einige kürzere Besichtigungstouren in den Südwesten, zum Beispiel zum beschaulichen Örtchen San Telmo (Katalanisch: Sant Elm) mit der vorgelagerten Insel Es Pantaleu. Auch Shoppen in Palma de Mallorca stand auf dem Programm. Vor allem die Uferpromenade der Balearen-Hauptstadt hat sich verändert, sie präsentiert sich heute modern und großzügig. In der Altstadt selber finden sich nicht nur gute Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch zahlreiche nette (Tapas-) Lokale für jeden Geschmack.
Fazit: Mallorca ist immer noch eine Reise wert.