Weinkultur in Castilla y Leon

Weinberg

Weinberg in Castilla y Leon

Im Frühherbst diesen Jahres trafen wir, wein- und kulturinteressierte Journalisten aus ganz Europa, wohlbehalten auf dem Flughafen der spanischen Hauptstadt ein, um von hier aus die Weinkultur von Kastilien und León (Castilla y Leon) der größten autonomen Region Spaniens kennenzulernen. Das erste Ziel unserer Reise die geschichtsträchtige Stadt Segovia war bereits nach einer Stunde Fahrzeit erreicht. Gegründet wurde die Stadt von den Römern etwa 80 vor Christus, die mit einem 15 Kilometer langen Aquädukt ein eindrucksvolles Beispiel antiker Baukunst hinterließen.

Es ist ein Bauwerk, das komplett aus Granitsteinen und ohne Hilfe von Mörtel errichtet wurde. Alcazar de Segovia und Mesón Cándido Segovia ist berühmt für seine Spanferkel Segovia ist berühmt für seine Spanferkel Der Name der Stadt bedeutet übrigens so viel wie "Siegeshöhe" und bezog sich ursprünglich auf das keltische Kastell "Alcazar de Segovia", das die umliegenden Regionen beherrschte. In nachrömischer Zeit wurde das Kastell von den Mauren genutzt, danach diente es als Herrschersitz des spanischen Königshauses. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen bummelten wir durch Segovia und ließen uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt erläutern.

Segovia

Segovia

Anschließend ging es zum Essen ins Mesón Cándido, der Überlieferung nach das älteste Restaurant Spaniens. Die Spezialität des Hauses - und der ganzen Region - ist im Ofen gebratenes Spanferkel, das auch uns serviert wurde. Aber, von Servieren im üblichen Sinne kann man hier nicht sprechen, das Wort Zelebrieren passt besser. Lässt es sich der Patron doch nicht nehmen, selbst in Aktion zu treten und das Spanferkel nur mit einem Teller auf traditionelle Weise zu zerteilen. Dies gilt als Beweis wie zart das Fleisch durch die stundenlange Zubereitung im Ofen geworden ist. Ebenfalls Tradition ist es, ebene jenen Teler nach verrichtetem Werk auf dem Boden zu zertrümmern. Dabei ist dies eher einem Zufall zuzuschreiben, weil dem Großvater des heutigen Inhabers einmal der Teller einfach aus der Hand gerutscht ist. Das Publikum war begeistert, also wurde es seit dem immer so gemacht.

Spanferkel

Spanferkel aus Segovia

Nach dem üppigen Mahl stiegen wir in unseren Bus, der uns ins nordöstlich gelegene und knapp eine Autostunde entfernte Avila brachte. Wahrzeichen der Stadt und UNESCO Weltkulturerbe ist die 2,5 Kilometer lange Stadtmauer, welche zwar imposant aussieht, aber nach Vollendung keinen Angriff abwehren musste. Die Bloße Abschreckung reichte hier aus. Typisch für die Stadt sind Stadtpaläste, welche nach Außen einen schroffen und wenig einladenden Anblick darbieten, nach Innen jedoch das genaue Gegenteil darstellen. Häufig empfängt einen hier ein helles Atrium mit dahinterliegenden Säulengängen. Genutzt wurden diese früher als Wohngebäude reicher Familien.

Avila

Stadtmauer von Avila

Heute wurden diese Gebäude häufig zu Hotels bzw. Restaurants umgebaut, dienen aber vereinzelt immer noch als Wohngebäude entsprechend gut situierten Familien.
Bei einem Stadtrundgang in der Dämmerung zeigte Avila seinen ganzen romantischen Charme. Erwähnenswert ist hier besonders die Kathredrale von Avila, die Teil der Stadtbefestigung ist. Die Außenmauern der Kirche sind gleichzeitig die Stadtmauern. Allerdings setzt sich dieser Bollwerk-Charakter auch auf Seite der Stadt fort, sind die Fenster doch recht hoch angeordnet, so dass die Kirche insgesamt als Rückzugsmöglichkeit dienen konnte. Wir checkten im Parador de Avila ein und waren sehr angetan von dem rustikalen Ambiente des Hauses. Und so stand nach einem langen Tag einer erholsamen Übernachtung nichts mehr im Wege. Richtung Valladolid und dann ins Weinanbaugebiet Ribera del Duero Weinberge in der Abadia Retuerta Weinberge in der Abadia Retuerta.

Avila - Blick auf die Stadtmauer

Am zweiten Tag fuhren wir nach dem Frühstück gut eineinhalb Stunden nach Norden, immer in Richtung Valladolid. Kurz vor der Stadt bogen wir nach Osten, ins Weinanbaugebiet Ribera del Duero ab. In dem mittelgroßen Anbaugebiet wird auf über zwanzigtausend Hektar Rebfläche überwiegend die Rebsorte Tempranillo kultiviert, nur ein Drittel der Anbaufläche des Riojas. Aber die Qualität kann sich sehen lassen, unter Kennern werden die Weine der Region über denen des Riojas eingeordnet, was leider auch an den Preisen spürbar ist. Allerdings ist es wie überall, nicht jeder Winzer ist in der Lage Spitzenweine zu produzieren. Weingut Abadia Retuerta In der Kapelle des Weinguts Abadia Retuerta In der Kapelle des Weinguts Abadia Retuerta Wir steuerten einen absoluten Könner unter den Erzeugern an, das ehemalige Kloster und Weingut Abadia Retuerta an. Ein historische Anlage in dem man inzwischen auch übernachten kann. Aus dem alten Kloster "Nuestra Senora Santa Maria de Retuerta" entstand vor einigen Jahren ein 5 Sterne Hotel. Karge Klosterzellen, die bis in das Jahr 1146 zurückreichen, wurden in luxuriöse Suiten umgewandelt. Das Skriptorium verwandelte sich in einen großen Speisesaal, der von einer Küche der Extra-Klasse versorgt wird. Die vorhandene Klosterkapelle präsentiert sich so wie sie ursprünglich gewesen ist: Leer. Dieser Anblick ist erst mal merkwürdig, unterstreicht aber die klare Formensprache der mittelalterlichen Architektur. Tempranillo, Syrah, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot und Sauvignon Blanc Weinbar im Hotel der Abadia Retuerta Weinbar im Hotel der Abadia Retuerta Der Gast wird mit allen Annehmlichkeiten verwöhnt. Dies schließt auch einen vollen Butlerservice mit ein. Leider will dies aber auch gut bezahlt sein, beginnen die Preise doch bei 350 Euro pro Nacht. Auf dem Weingut werden hauptsächlich Tempranillo und Syrah, aber auch Cabernet Sauvignon, Petit Verdot und Sauvignon Blanc angebaut. Dabei wird auf den Einsatz von Fungiziden verzichtet und stattdessen auf eine rigorose Ertragsregulierung gesetzt. Möglich macht dies der sandige Boden, auf dem Staunässe praktisch unmöglich ist. .

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang in Avila

Insgesamt gibt es auf dem Weingut fünf verschiedene Bodenzusammensetzung, die je nach Höhenlage und Nähe zum Fluss wechseln. Dabei changiert die Zusammensetzung zwischen Lehm, Sand, Kalkstein und Kiesel Ein typischer Wein der Bodega ist die Selection Especial ein Cuvée aus überwiegend Tempranillo- und Syrah-Trauben, das 16 Monate in Eichenfässern reifen muss. Da es bereits Mittagszeit war, steuerten wir das Hotel und Restaurant Arzuaga an, ein Gastronomiebetrieb, der ebenfalls eigene Weinberge besitzt. Von außen eher unscheinbar ist es dennoch ein 5 Sterne Haus, dessen Restaurant für eine authentische, ehrliche Küche steht. Genannt seien hier als Appetizer eine Paté aus Schweineleber mit einem Dressing aus Honig, sowie gegrillte Lammspieße.

Bar

Abadia Reuerta Bar

Als kleines Schmankerl erwartet Besucher der Anlage die sixtinische Abtei "Maria de Valbuena". Teils in Kirchen-und teils in Staatsbesitz wird die Abtei durch die Eintrittsgelder finanziert und restauriert. Die im Kreuzgang vorhandenen Fresken sind in einem bemerkenswert guten Zustand. Ein Mitreisender bezeichnete das Gesamtensemble als 'sistine porn', womit weniger die Fresken, als vielmehr die ausgewogene und beruhigende Wirkung der Abtei gemeint war. Der Tag klang mit einem Rundgang durch Valladolid aus. er sich für Architektur interessiert, ist hier gut aufgehoben. Die zahlreichen Kirchen sind mit Sicherheit sehenswert, auch wenn diese zur späten Stunde bereits alle geschlossen waren. Hinzuweisen ist auf die überdimensional großen Eingangstüren eben jener, die diese Größe deswegen aufweisen, damit die Monstranzen bei den in Spanien üblichen Umzügen überhaupt durch die Türen passen.

Abadia Retuerta

Abadia Retuerta

Ein Weintasting in Weingeschäft "Senorita Malauva" komplettierte den Abend. Unter fachkundlicher Leitung werden einem hier die Geschmäcker und Gerüche der unterschiedlichen Weine näher gebracht. Der Gast kann alleine oder in Gruppen die Weine probieren, diese aber auch, wie in einem Weingeschäft üblich, kaufen und zu Hause oder im Hotel verköstigen. Der Preis pro Flasche bleibt dabei derselbe. Burgos - Kulinarische Hauptstadt Spaniens Nach einer erholsamen Nacht im Hotel Gareus, ging es am nächsten Morgen nach Burgos. Bekannt ist die Stadt, die Teil des Jakobweges ist, durch ihre einzigartige Kathedrale als auch durch ihre bemerkenswerte Gastronomie.

Arzuaga

Bodegas Arzuaga Navarro

Im Jahr 2013 führt sie den Ttel "Kulinarische Hauptstadt Spaniens". Erwähnenswert wären hier das 'Meson del Cid' und das 'Restaurante el 24 de la Paloma'. Beide glänzen mit einer hervorragenden Küche, wobei das El Cid eher rustikal ausgerichtet ist, das 24 eher in die Sterneküche abdriftet. Weinliebhaber werden sich in beiden Lokalitäten wohl fühlen, da die Weinkarte alle Wünsche befriedigen kann. Neben spanischen Weinen bietet das 24 auch namhafte Größen wie Pomerol, Mouton-Rothschild und LaTour an. Bei der Kathedrale handelt es sich um einen gotischen Bau aus dem Jahr 1221, der im Inneren mit zahlreichen Walnussschnitzereien und licht-durchfluteten Gewölben überrascht. Leider blieb nur eine Stunde für einen viel zu kurzen Rundgang. Wer diese Kirche besucht, sollte mindestens einen Tag einplanen. Um jedes Detail zu erfassen, dürfte dies aber immer noch nicht ausreichen. Wie unsere Reiseleiterin anmerkte, müssten es dazu schon zwei Wochen sein. Dies mag übertrieben wirken, ist tatsächlicher aber eher eine Untertreibung.

Valladolid

Das Rathaus von Valladolid

Mit einem Besuch des Weinguts "Bodegas Portia" endete diese interessante und beeindruckende Reise durch Kastilien. Der Weinkeller des Weinguts wurde vom weltweit bekannten Architekten Norman Foster entworfen. Dabei macht das Gebäude erst mal einen eher kalten Eindruck. Bei näherer Betrachtung erkennt man aber, dass gezielt die Materialien des Weinbaus verwendet worden: Eiche, Stahl und Glas. Gerade Eiche findet sich im Inneren immer wieder. Sei es als Dekoelement an der Wand, durch die unzähligen Eichenfässer oder aber als Material der Reiferegale. Ein Rundgang unter fachkundiger Leitung zeigt dann, dass die Arbeitsprozesse der Weinproduktion analysiert worden sind und in den Entwurf des Baus eingearbeitet worden sind. Hierdurch entstand ein Bauwerk, welches die Kunst des Weinbaus optimal in Szene setzt und gleichzeitig ein Zweckbau ist.

Autor: Karsten Hennig