Cudillero
Asturien - Reisebericht
Asturien ist unbekanntes, aber spannendes Reiseziel in Spanien. Zwar kann die autonome Region nicht mit den Vorteilen des Mittelmeeres aufwarten, Vorteilen wie viele Sonnenstunden, hohen Lufttemperaturen und warmen Wasser, aber dafür muss man hier auch nicht die bekannten Nachteile des Massentourismus in Kauf nehmen. Aus all diesen Gründen machte ich mich gerne auf den Weg nach Nordspanien.Von Düsseldorf kommend flogen wir zuerst nach Madrid, landeten leider verspätet und verpassten den Anschlussflug. Nach knapp zwei Stunden saßen wir dann doch in einer Maschine gen Norden. Nach einer Weile kam das kantabrische Gebirge in Sicht, wir überflogen es und landeten schließlich auf dem Flughafen von Oviedo. Schnell waren wir am Gepäckband und fast ebenso schnell hatten wir unsere Koffer gegriffen und stiegen in einen bereit stehenden Bus, der uns zur Küste brachte.
Während der etwa zwanzig minütigen Fahrt bekamen wir einen ersten Eindruck von der abwechslungsreichen Küstenlandschaft Asturiens. So überquerten wir beispielsweise das Tal des Río Nalón. Der Río Nalón ist eines der bekanntesten Lachsflüsse Spaniens.
Die Busfahrt endete auf einem Parkplatz am neuen Hafen von Cudillero. Nach wenigen Fußminuten erreichten wir den historischen Ort, ein richtiges Piratennest. Es ist ein Vergnügen durch den Ort mit seinen in die Felsen gebauten Häusern und den liebevoll gepflegten kleinen Gärten zu spazieren. Zwar geht es eine Weile bergauf, dafür hat man einen tollen Blick aufs den Atlantik und die raue Küstenlandschaft.
Cudillero hat außer seiner Schönheit noch etwas anderes zu bieten: Spitzenrestaurants. Zum Beispiel das La Casona de Pio, welches kreativ zubereitete und vor allem sehr leckere Gerichte anbietet und auch die Weinauswahl "ist nicht von schlechten Eltern".
Cudillero von oben
Danach ging es zum Hotel La Casona de San Andrés in San Andrés bei Tineo. Es ist für einen Feinschmeckerurlaub, wegen seiner gekonnt zubereiteten, traditionellen asturischen Gerichte, gut geeignet. Das Hotel liegt malerisch, etwas versteckt in den Bergen Asturiens, in einer Landschaft in der schon die alten Kelten tonnenweise Gold in den Bergen geschürft haben. Eine Landschaft die zum Wandern, Mountainbiken oder Reiten - geführte Reittouren (!) - einlädt, eine Landschaft in der es noch zahlreiche Zeugnisse historischer und prähistorischer Zeiten gibt.
Ansonsten ist Asturien von der Natur, Landwirtschaft und Fischerei geprägt.
Der zweite Tag: Die Städte Luarca und Oviedo
Asturische Küstenlandschaft mit den typischen Rias
Stets präsent sind auch das Tuckern der Schiffsmotoren, das Kreischen der Möwen, das Plätschern der Wellen und das Rauschen des Windes.
Nachmittags machten wir uns auf den Weg nach Oviedo, der Hauptstadt des Fürstentum Asturien und besichtigen die Kathedrale eines der wichtigsten Zwischenstationen des ursprünglichen Jakobsweges. Oviedo hat sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer lebendigen Studenten - und Verwaltungsstadt entwickelt, für Urlauber eine angenehm untouristische, angenehm normale spanische Stadt, ideal zum Shoppen, bummeln und relaxen.
Im Kantabrischen Gebirge
Der dritte Tag 3: Dudelsäcke, Rennfahrer und leckeres Essen
Nach dem Frühstück besichtigten wir die Dudelsack Werkstatt eines der bekanntsten Dudelsackspieler Nordspaniens, Vincente Prado, und lernten dabei die Geheimnisse des Dudelsackbaus kennen. In Asturien sind in den Escuolas de Gaita, Musikschulen mit Dudelsackunterricht, zehntausende Sackpfeifenschüler registriert. Der Dudelsack oder Sackpfeife wie der korrrekte deutsche Ausdruck ist, wurde wahrscheinlich von den Thrakern erfunden und ist seit vielen Jahrhunderten Asturiens Nationalinstrument.Danach machten wir uns auf den Weg zur Cartbahn Soto de Dueñas, dort wo der Formel I Weltmeister Fernando Alonso einst als Jugendlicher eifrigst trainierte.
Der junge Rennfahrer Javier Villa Garcia
Unser Ziel war die Region rund um die Bergseen Lago Enol und Lago Ercina. Obwohl es schon März war, lag der Schnee noch meterhoch.
Der Kontrast zum - wenige Kilometer entfernten - grünen Asturien war faszinierend. Die baum- und strauchlose Hochgebirgsatmosphäre, die schneeweiße, so "unspanische" Landschaft und die Schneeberge am Straßenrand waren beeindruckend.
Leider sorgten zwischenzeitlich sehr starke Windböen - zeitweise wurde man fast umgeweht -, dafür, dass die geplante Wanderung sehr kurz ausfiel und wir uns wieder auf den Weg Richtung Küste machten.
Dort erwartete uns ein gekonnt zubereitetes Menü in einem der besten Restaurants Asturiens, im Restaurante Casa Marcial in Arrionadas. Wir bestellten ein Fünfgangmenü mit Fabada, dem asturischen Bohneneintopf, als Hauptgang. Vorneweg gab es u.a asturische Käsekroketten und Entenstopfleber mit Apfelkompott, als Dessert Zitroneneis auf Pistaziencreme und Moccaschaum mit weißer Schokolade.
Die Atmosphäre im Restaurant wurde noch durch eine kleine Feier eines anscheinend guten Geschäftsabschlusses aufgepeppt. Die beiden einheimischen Geschäftsleute versuchten sich gegenseitig zu übertrumpfen, es wurde bestellt was die Speise- und Getränkekarte hergab und zum Schluss wollte beide unbedingt bezahlen: amüsant.
Dudelsackexperte Vincente Prado
Den Nachmittag verbrachten wir im Museo del Jurásico de Asturias, einem Dinosauriermuseum mit einmaligen Exonaten. Dieses Museum ist nicht ohne Grund an dieser Stelle der asturischen Küste errichtet worden, denn nur wenige Kilometer entfernt wurden zahlreiche Fossilien und sogar Fußspuren der urweltlichen Riesen gefunden.
Der vierte Tag: Gijon und eine Sidrakellerei
Nach dem Frühstück in unserem Hotel Mirador de Moriyón, besichtigten wir die Sidrakellerei Cortina. Dort lernten wir einige Geheimnisse der Sidraproduktion kennen.Sidra ähnelt dem französischen Cidre und wird wie er aus Apfelmost mit einem Alkoholgehalt zwischen 5° und 6° gekeltert. Der Most wird aus gepressten Landäpfeln gewonnen, dabei werden verschiedene Apfelsorten gemischt um die optimale Mischung zu erreichen.
Verschneite Landschaft im Kantabischen Gebirge
Der späte Vormittag sah uns dann im Ökomuseum "Ca L´Asturcon". Neben dem Museum mit Darstellungen ursprünglicher, natürlicher landwirtschaftlicher Produktionsweisen beschäftigt sich das Betreiberehepaar - das auch urgemütliche Ferienwohungen vermietet - mit der Zucht alter Haustierrassen. Auch zur Erhaltung der ursprünglichen asturischen Pferderasse Asturcones tragen sie ihren Teil bei. Die Asturcon-Pferde sind recht kleine, aber kräftige Pferde und besitzen eine lange, prachtvolle Mähne und ein schwarzes Fell.
Sie leben noch in freier Wildbahn, sie dort aufspüren ist allerdings nicht einfach. Ihr Bestand ist leider durch die zunehmende Zahl der Wölfe im asturischen Gebirge gefährdet. Speziell im Winter werden immer wieder Asturcones gerissen. Deswegen versucht man sie verstärkt im Winter in tiefer gelegene Gebiete zu bringen. Der Mittag sah uns im Restaurante La Solana in Mareo.
Obwohl wir am Vortag sehr gut gegessen hatten, wurde die Qualität des Menüs sogar noch leicht getoppt. Neben Kabeljauschaum mit Kaviar, Wurst und Kroketten gab es Gänsestopfleber auf Zwiebelmousse, Seeigeleis mit Apfelgelantine, Milchlammschulter mit Apfeltimbale und Trüffeljus. Jedes Gericht war ein Gedicht, ebenso die korrespondierenden Weine aus den Regionen Rueda (Mantel Blanco) und Navarra (Coto de Hayas, Campo De Borja).
Asturische Ponys
Die Halbinsel mit seiner Altstadt Cimadevilla, einem ehemaligen Fischerviertel, lädt zum Bummeln und Verweilen ein. Auf den Strassen herrscht im Sommerhalbjahr ein fröhlich-friedliches Treiben. Gijon profitierte in den letzten Jahren vom steigenden Interesse an Kunsthandwerksarbeiten, da die Stadt ein Zentrum für alte handwerkliche Traditionen ist. Spezialisten aus Gijön wenden immer noch uralte, woanders schon vergessene Arbeitsverfahren an.
Der fünfte Tag: Viel Schnee
Beim Abendessen im Hotel Spa La Estrella de Cuaña *** fing es an heftig an zu schneien, romantische Wintergefühle keimten in uns auf, schon deshalb, weil am nächsten und letzten Tag der Reise eine Schneeschuhwanderung angesagt war.Der Hafen von Luarca
Eingewiesen in die - gar nicht so hohe - Kunst des Schneeschuhwanders wurden wir von der spanischen Mount Everst Bezwingerin (Mai 2005) Rosa Fernandez Rubio. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht, leider hatten wir nur eine gute Stunde Zeit, da wir den Flieger nach Madrid erreichen wollten.
Aber wir haben gelernt, dass Asturien auch für Wintersportfreunde viel bietet. Um sichere Schneeverhältnisse zu haben, sollte man allerdings Fahrten in größeren Höhen einplanen.
Neben Schneeschuhwandern und Skilanglauf sind in einigen Orten auch Alpinski möglich. Naja, leider mussten wir dann aufbrechen. Das Flugzeug von Oviedo hob pünktlich ab, und auch von Madrid kamen wir pünktlich los. So landeten wir Abends in Düsseldorf, dabei wären wir doch so gerne in Asturien geblieben, um zu schlemmen, um uns zu trimmen, um die Landschaft zu genießen: kurzum um uns richtig zu erholen.