Kathedralenstrand

Der dritte Tag: Galicien

Nach einer erholsamen Nacht und eines, trotz des üppigen Angebotes, spartanischen Frühstücks - das reichliche Abendmahl wirkte nach - machten wir uns auf den Weg.
In Navia legten wir einen kleinen Stopp ein, passierten La Caridad und Tapia de Casariego und besichtigten Castropol. Der Ort liegt auf einem Hügel direkt am Río Eo und ist in der Region als die "Weisse Stadt" bekannt. Einen besonders schönen Blick auf Castropol hat man von Ribadeo aus.
Die Weiterfahrt nach Ribadeo dauerte nur zwanzig Minuten. Dabei überfuhren wir die Grenze nach Galicien

Ribadeo

In Ribadeo strebten wir, bzw. unser Bus, dem Hügel Santa Cruz ausserhalb der Stadt zu. Von dort hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt Ribadeo und dem Ría del Eo. Dieser Hügel wird im Sommerhalbjahr gerne von den Einwohnern der Stadt zum picknicken und grillen genutzt.
Während eines Spaziergangs lernten wir die Stadt kennen. Ribadeao ist eine der bedeutendsten touristischen Ziele der Nordküste Spaniens und besitzt einen der Häfen mit der größten Tradition Galiciens.

Von seiner vornehmen Vergangenheit zeugt ein beachtliches Ensemble an mittelalterlicher und moderner Architektur. An erster Stelle ist die Pfarrkirche Santa Maria do Campo zu nennen, die ursprünglich zu einem Franziskanerkloster gehörte, das der Legende nach 1214 von einem Schüler des Heiligen Franz von Assisi gegründet worden sein soll.

Kapelle unweit der Steilküste/p>

Aus dem Mittelalter stammen auch das Kloster der Heiligen Klara, das gegen Ende des 15. Jahrhunderts von Nonnen aus Oviedo gegründet wurde.
Nach dem Stadtbummel erwartete uns ein Mittagsmahl im Hotel de Ribadeo, einem bekannten Parador. Besonders lecker war ein Stockfischparfait mit Kartoffeljulienne und eine heimische Rotbarbenart.

Da das Wetter mitspielte, nahmen wir uns die Zeit den bekanntesten Strand der Küste, den Praia as Catedrais, zu besuchen. Dort angekommen konnten wir der Versuchung ins Wasser zu springen nicht wiederstehen. Es war erfrischend und nicht so kalt wie befürchtet. Der Strand und der Küstenabschnitt mit den bizarren Küstenformationen waren eine Wohltat für alle Sinne.
Stadtmauer von Lugo

Die gut erhaltene Stadtmauer von Lugo

Die anschließende Fahrt führte zuerst westlich, immer an der Küste entlang. Schöne Strände und wilde Felsen wechselten einander ab. Nach einer halben Stunde bogen wir ab in Richtung Süden, in die Berge hinein. Erst im Städtchen Lourenzá machten wir eine Pause, besichtigten die Kirche San Salvador de Lourenzá und die Pilgerherberge des Ortes.
Im Ort lernten wir das Ehepaar, Marianne und Dominique Roux aus dem berühmten Wintersportort Verbier kennen. Da sie schon das dritte Mal die Tour machten, konnten sie uns viel über den Sinn des Wanderns auf dem Jakobswegs erzählen.

Ribadeo

Ribadeo

Sicherlich könnte man auch auf anderen Pfaden zu sich finden, aber egal ob religiös oder nicht, diese uralten Pfade, die einfachen, sauberen und preiswerten Herbergen und die vielen kleinen und großen Sehenswürdigkeiten, sind etwas ganz besonderes. Die grandiose Landschaft ist eine weitere, angenehme Komponente der Reisen auf dem Jakobsweg.
Ein Jammer diese schöne Landschaft nicht wandernd erleben zu können, aber die Zeit drängte. Wir rauschten also plaudernd unserem nächsten Ziel, Lugo entgegen.

Lugo

Blick über den Ría del Eo

Lugo ist eine der Städte in Spanien, die in der Vergangenheit die Bedeutung ihrer historischen Bauten total verkannt haben. Die Schönheit der Altstadt mit ihrer, vollständig erhaltenen, Stadtmauer, wurde durch gedankenlose Umzingelung der historischen Stadt mit Neubauten arg in Mitleidenschaft gezogen. Heute wird nach und nach versucht die Fehler der Vergangenheit zu beseitigen oder zumindest abzumildern.

In Lugo angekommen, besichtigten wir die Kathedrale, gerieten dabei in eine Hochzeitsgesellschaft und erstiegen dann die mittelalterliche, ungewöhnlich breite Stadtmauer. - Die Mauer wurde, kurioserweise, lange als ganz normale Straße genutzt! Wir aber bogen nach einigen hundert Metern, in Richtung Altstadt ab. Nach einem Spaziergang durch die belebten Straßen, mussten wir leider weiter.

Pilgerinnen

Santiago de Compostela

Die Strecke von Lugo nach Santiago zog sich hin, so dass wir alle froh waren ins Hotel Balneario de Compostela zu kommen und uns auf das leckere Abendessen stürzen zu können.
Der nächste Morgen sah uns schon vor neun Uhr in der Innenstadt von Santiago. Als erstes besichtigten wir - natürlich - die berühmte Kathedrale. Der riesige Bau hat eine Schiffshöhe von 24 Metern und eine Länge von 100 Metern. Das Gebäude enthält so viele Kunstwerke, dass man nicht in der Lage ist, sie alle zu erfassen.

Pilgergruppe

Pilgergruppe

Wir bestaunten vor allem das Eingangsportal, Pórtico da Gloria. Unser Reiseführer Fransisco erklärte uns viele Details der aus Granit heraus gemeisselten Arbeiten, z.B. die Abbildung der 24 Ältesten der Offenbarung, welche jeweils ein Musikinstrument in der Hand halten, aber noch Zeit haben miteinander zu sprechen. An ihrer jeweiligen Körperhaltung und an der Mimik läßt sich auch heute noch wunderbar ihre Stimmung ableiten. Für die damalige Zeit waren diese Arbeiten eine echte Sensation!
Die Arbeiten und ihre Entstehung sind sehr gut nachzuvollziehen, vor allem wenn einem dies auf so charmante und anschauliche Art und Weise nahegebracht wird wie von unserem Reiseführer Fransisco. Gegen 10.00 Uhr gingen wir, da die Messe begann.

Nach einem Stadtbummel durch die interessante, sehenswerte Stadt, schlenderten wir zum Parador, direkt neben der Kathedrale. Es handelt sich um ein gotisches Gebäude, das 1499 als Hospital Real de Santiago de Compostela gegründet wurde. Gebaut wurde für die zahlreichen Pilger, um eine weitere Unterbringungsmöglichkeit zu schaffen. Später wurde es zum Parador-Hotel umfunktioniert. Einer seiner schönsten Teile ist die Fassade aus dem 16. Jahrhundert. Außerdem sind die vier Innenhöfe sehenswert, dürfen aber nach den Attentaten von Madrid nur noch mit Einschränkungen besichtigt werden.
Nach einer Besichtigung der interessanten Innenhöfe ging es - wie sollte es auch anders sein - zum Essen.

Radpilger

Radpilger

Am Nachmittag ging es weiter. Von Santiago 90 Kilometer in westliche Richtung zum Cap Finisterre. Viele Jahrhunderte lang galt dieser Punkt als das "Ende der Welt".
Bevor wir das Cap erreichten, legten wir noch einen Zwischenstopp ein. Nördlich des Caps befinden sich einige traumhafte und fast menschenleere Strände. Ideal für einen langen Strandspaziergang und ein ruhiges Picknick? Bei schönen Wetter lockt das Wasser zu einer Runde Schwimmen. Vorsicht, sehr warm ist es allerdings nicht, so etwa wie in der Nordsee im Juni.
Das Cap selbst ist ein etwa 140 Meter hoher Felsen, mit einem imposanten Leuchtturm. Da immer noch die Sonne schien, hatten wir Spaß daran, auf den Felsen herumzuklettern, zu fotografieren und einfach die himmliche Aussicht zu genießen.

Kapfinisterre

Kapfinisterre

Nur zwölf Kilometer weiter, im Hotel Horreo in Corcubión, waren Zimmer, für unsere letzte Übernachtung bei dieser Spanienreise, reserviert.
Corcubión, ein alter Fischerort, liegt an der Costa del Morte, der Todesküste. Viele Schiffe gingen bei starkem Wind verloren, da sie sich, bei bestimmten Winden, nicht von der Küste frei segeln konnten und jämmerlich an der Felsküste strandeten.
Da heutzutage die Schiffe nicht mehr auf Segelantrieb angewiesen sind, hat die Küste einen guten Teil ihres Schreckens verloren. Corcubión ist bekannt dafür, dass es den westlichsten Hafen der Iberischen Halbinsel besitzt. In seiner Altstadt erzählen verschiedene Adelshäuser und andere historische Gebäude von einer glanzvollen Vergangenheit.

Wie überall an der galizischen Küste, tut man gut daran im Restaurant Meeresfrüchten oder Fisch zu bestellen. In Galicien wird ein Großteil des Weltbedarfs an Miesmuscheln gezüchtet - die Mejillones, ob in Weißwein gedünstet oder mit pikanter Sauce angerichtet, sind von einem einmaligen Wohlgeschmack. Sie werden oft nur mit einem Lorbeerblatt gewürzt, alles andere ist überflüssig.
Auch das Tintenfisch-Essen hat hier Tradition: Der pulpo wird gekocht, dann mit der Schere in mundgerechte Stücke geschnitten, mit Olivenöl übergossen, und mit Paprika und Salz abgeschmeckt. Das reicht. Bei den Fischgerichten überzeugt vor allem der gedünstete Seehecht. Auch hier fehlen mächtige Saucen, die Figur dankt es einem, außerdem bleibt dan noch Platz für eines der leckeren Desserts.
Am nächsten Morgen fuhren wir zurück nach Santiago. Am Flughafen mussten wir, für dieses Mal, von Galizien Abschied nehmen. Schade.