Besucher in der Sierra de Atapuerca

Die Geschichte der Ausgrabungen

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts fanden Hobbyforscher in der einzigen bekannten Höhle der Region einige prähistorische Bärenknochen, was in Fachkreisen Aufmerksamkeit erregte, aber nicht weiter verfolgt wurde. Im Jahr 1901 grub und sprengte eine englische Minengesellschaft eine Schlucht von 500 Metern Länge und einer Tiefe von bis zu zwanzig Metern durch die Sierra de Atapuerca, um Bahngleise für den Transport von Erz und Kohle verlegen zu können. Dabei wurden einige ehemalige Höhlen „angeschnitten“. Diese hatten sich im Laufe der Jahrtausende, durch den Einfluss von Wind und Wasser, vollständig mit Sedimenten gefüllt und waren als solche von oben längst nicht mehr als Höhlen erkennbar.

Ab dem Jahr 1976 beschäftigten sich Archäologen erneut mit diesen Fundstätten, genauer gesagt mit einer Höhle namens Gran Dolina. Dabei stießen sie auf menschliche Knochen. Nach Jahren akribischen Arbeitens und vielen weiteren Funden stellt man im Jahr 1994 fest, dass die Höhle die ältesten menschlichen Knochen enthielt, die jemals in Europa gefunden wurden. Ihr Alter wird auf über 900.000 Jahre datiert.

Vier verschiedene Menschenarten

Und nicht nur das. Die Knochen gehörten einer unbekannten Gattung an. Sie wurde Homo Antecessor genannt, was so viel wie Vorreiter/Wegbereiter bedeutet, weil er als einer der Vorfahren des modernen Menschen angesehen wird, quasi ein Cousin des Homo erectus. Homo Antecessor nutzte, soviel man weiß, kein Feuer, aber bestattete möglicherweise bereits seine Verstorbenen. Allerdings steht er auch im Verdacht, Kannibale gewesen zu sein, worauf zahlreiche Einschnitte in den Knochen hindeuten.

Aber Homo Antecessor war nicht die einzige Menschengattung, die in der Sierra de Atepuerca lebte. Daneben fand man in den in der Grube Sima de los Huesos, die sich am Boden der Höhle Cueva Mayor befindet, Fossilien von 28 Individuen der Gattung Homo Heidelbergensis, die allesamt etwa 430.000 Jahren sind.

Spannende Erläuterungen

Museum der menschlichen Evolution

Auch Knochen des Homo Sapiens wurden gefunden, Fossilien des Neandertalers bislang nicht, dafür zahlreiche Steinwerkzeuge, die ihm zugeordnet werden konnten. Die Wissenschaftler vor Ort fiebern dem Tag entgegen, an dem endlich der erste Knochen eines Neandertalers in der Sierra de Atapuerca gefunden wird. Überhaupt erwartet und erhofft die Fachwelt noch viele Funde, die uns ein genaueres Bild von der menschlichen Entwicklung geben.
Vier verschiedene Menschenarten lebten in prähistorischer Zeit in der Region um Burgos, aber auch in historischer Zeit hatte das Gebiet zwischen Ebro und Duero große Bedeutung. So führte eine wichtige Römerstraße ebenso über die Sierra de Atapuerca wie die Hauptstrecke des Jakobswegs nach Santiago de Compostela.

Blick in die Schlucht

Parque Arequológico de Atapuerca

Nach einem Vormittag an frischer Luft und interessierten Zuhörens meldet sich bei den meisten Menschen der Magen. Zum Glück ist es von der Yacimientos de Atapuerca nicht weit bis ins Dorf Atapuerca. Leider leben in dem Dorf am Jakobsweg nur noch 60 Einwohner, einem Zehntel der ursprünglichen Bevölkerung, ein Schicksal, dass Atapuerca mit zahlreichen anderen spanischen Dörfern teilt.
Aber es gibt, dank der Nähe zu den Ausgrabungsstätten, einige Restaurants, zum Beispiel das Restaurant Comosapiens. Hier werden, neben empfehlenswerten Weinen der Region, Tapas, leckere Fisch- und Fleischgerichte und Desserts angeboten.

Speerschleuder

Werfen mit der Speerschleuder im Parque Arequológico de Atapuerca


Vom Restaurant sind es nur wenige hundert Meter zum Parque Arequológico de Atapuerca, einem Erlebnispark, in dem der Besucher sich im Herstellen von Feuersteinen und Keramik oder im Gebrauch von Speerschleuder, Bögen, Schwirrhölzern versuchen kann. Zahlreiche Nachbildungen von steinzeitlichen Hütten geben zusätzlich einen Einblick in das Leben unserer Vorfahren.

Museum der menschlichen Evolution

Nach dem Kennenlernen der Ausgrabungsstätten und den Aktivitäten im Parque Arequológico de Atapuerca ist der Besucher Burgos mental bestens für einen Rundgang im Museo de la Ecolución Humana vorbereitet. Das Museum hat eine Brücke zwischen Archäologie und spanischer Gesellschaft geschlagen, jedes Jahr begegnen hunderttausende Menschen aus aller Welt auf den verschiedenen Ebenen des Gebäudes ihren Vorfahren und begreifen die enormen Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten.


Puzzlewettbewerb

Puzzlewettbewerb im Museo de la Ecolución Humana


Der Museumsbau liegt am Südufer des Flusses Arlazón und wurde im Sommer 2010 eröffnet. Es liegt etwas erhöht, sodass man vom Eingangsbereich einen schönen Blick über die Stadt mit ihrer Kathedrale hat. Modernste Technik bringt den Besuchern die Geschichte der Menschheit auf vier Ebenen näher.
Im Untergeschoß wird ein Überblick über die Sierra de Atapuerca und ihr einzigartiges Ökosystem geboten. Hier lernen die Besucher vieles über die Geschichte der Archäologie und Paläontologie. Der bedeutendeste Bereich ist den bedeutenden archäologischen hominiden Funden aus der Sierra de Atapuerca gewidmet, allen voran die Knochenreste des Homo Antecessor, aber auch des Homo Heidelbergensis und des Homo Sapiens.

Felsmalerei

Nachbildung einer Felsmalerei


Ebenfalls von immenser Bedeutung sind zahlreiche Skelettreste von großen und kleinen Säugetieren und auch Pflanzenreste, weil diese Auskunft über das Klima in der Zeit der jeweiligen menschlichen Funde geben. Im Erdgeschoss gibt es Erläuterungen zu Darwin berühmten Vermessungs- und Forschungsfahrten mit der HMS Beagle und zum Entstehen der Evolutionstheorie und dem Aufruhr, die diese nicht nur in religiösen Kreisen auslöste. Des Weiteren wird auf dieser Ebene des Museums die Geschichte der Humaniden dargestellt, eine Reise durch sieben Millionen Jahren Evolution.

Im ersten Stockwerk lernen Besucher vieles über die Vorstellungswelt unserer Vorfahren, ihre Kunst, ihr Glaube, die Herstellung der ersten Werkzeuge und die Techniken des Feuermachens. Auch auf die verschiedenen Jagdtechniken wird ausführlich eingegangen.

Milchlamm

Milchlamm mit geschützter Herkunftsbezeichnung


Das oberste Stockwerk stellt Ökosysteme vor, die für die menschliche Entwicklung von Bedeutung waren. Erstens, den Regenwald, dort wo unsere frühesten Vorfahren lebten. Zweitens, die Savanne, der Lebensraum in dem der Mensch den aufrechten Gang lernte und sich das menschliche Gehirn dank der eiweißreichen Nahrung entwickeln konnte. Und drittens die Tundra und Taiga, kalte Regionen in dem der Mensch Flexibilität lernte und sich sozial weiterentwickelte.

Die Kathedrale von Burgos mit einer Goldenen Treppe aus dem 16 Jahrhundert, prachtvollen Altären und Seitenkapellen voller Kunstwerken ist ein "Muss" für jeden Besucher von Burgos. Sie ist eines der sehenswertesten Kirchen des Landes was man auch an den Besucherströmen merkt, die vor allem an den Wochenenden hinein drängen.

Tapas

Tapas sind preiswert

Mit dem Bau der gotischen Kirche, der an einem Hang errichtet wurde, an dem der Jakobsweg verläuft, wurde im Jahr 1221 begonnen, aber auf die Fertigstellung mussten die Bewohner der Stadt fast 350 Jahre lang warten. Die Kathedrale beherbergt unter anderem die Gebeine von El Cid, dem großen spanischen Nationalhelden und Kämpfer gegen die Mauren, dessen Name auch heute noch in der Stadt allgegenwärtig ist. Nordwestlich der Kathedrale und westlich der Innenstadt liegt die Ruinen des Castillo de Burgos. Ein zwanzigminütiger Spaziergang führt hinauf, ein Gang, der sich lohnt, hat man doch von dort einen guten Blick über die Stadt hat. Wer möchte, kann Gänge unterhalb der Burg besichtigen. Sie waren ein wichtiger Teil einer Militärtechnik, die dazu diente, Feinde davon abzuhalten das Trinkwasser der Burg zu vergiften.

Atapuerca-Lunch

Lunch in Atapuerca-Lunch

Nördlich des Río Arlanzón liegt die Altstadt mit ihren Gassen. Das Spannende für Touristen sind weniger die historischen Bauten, die finden sich anderswo in größerer Zahl, sondern auf der einen Seite die angenehm friedliche Atmosphäre, ganz ohne Menschenmassen aus aller Welt, und auf der anderen Seite das authentische gastronomische Angebot. Sehr beliebt beim jüngeren Publikum und bei Touristen sind Pintxos, die in ihrer Qualität denen von Bilbao oder San Sebastian in nichts nachstehen, zum Beispiel Entenstopfleber und Steinpilzen, Bacalao Phil Phil, geschmortes Rindfleisch mit Kartoffelpüree oder frischer Thunfisch mit Wasabi.

Wer allerdings die traditionelle Küche kennenlernen möchte, der muss die Morcilla de Burgos probieren, eine milde Blutwurst, die mit viel Reis hergestellt (gebunden) wurde. Sie wird frittiert serviert und begeistert selbst Menschen, die normaler Weise keine Blutwurst bestellen. Eine weitere Spezialität ist geschmortes Milchlamm.

Fazit: Reisen nach Burgos und Atapuerca sind in jeder Hinsicht empfehlenswert!