Spanien heute - Weinlesefest im Rioja Alavesa

Weinlesefest im Baskenland

Vom größten Volksfest der Welt, dem Oktoberfest in München bis zum kleinen, halb privaten Straßenfest. Den eigentlichen Sinn haben viele Feste verloren, die Besucher ahnen ihn teilweise nicht mal mehr. Aber es gibt noch Feste deren historischem Sinn jeder, aber auch jeder versteht, mehr noch Feste die unter die Haut gehen.

Dazu gehört das Weinlesefest im baskischen Teil des Weinanbaugebietes Rioja. Trotz des riesigen Erfolges der Weine der Region, trotz moderner Kellereitechnik und trotz eines gewissen Tourismus, die Region Rioja Alavasa ist in Deutschland als Urlaubsziel kaum bekannt. Die Mehrzahl der Menschen lebt hier direkt oder indirekt vom Wein, liebt den Wein und freut sich, wenn die Wachstumsperiode abgeschlossen ist und die Ernte, der Lohn der Arbeit eines ganzen Jahrs, vor der Tür steht. Das wird mit einem Weinlesefest gefeiert, wer das erlebt hat, wird an so manchen anderen Festen keinen richtigen Spaß mehr haben.

Jetzt aber von vorne: Morgens um 10.00 Uhr sind in dem betreffenden Dorf (jedes Jahr richtet ein anderes Dorf das Fest aus) alle Vorbereitungen abgeschlossen, an den Ständen wird nur noch halbherzig dekoriert. Alles ist aufgeregt, redet etwas mit dem Nachbarn, freut sich und wartet. Die ersten Besucher kommen und schlendern herum, gegessen und getrunken wird noch nicht. An der Kirche ist eine Bühne aufgebaut, Menschen stehen in Gruppen zusammen, der Platz ist erst halb gefüllt, aber 20 Minuten später kommt man nicht mehr durch.

Fast könnte man meinen es geht pünktlich los und tatsächlich um Punkt 11.00 Uhr werden zwei kurze Rede gehalten und danach bringt ein bekannter baskischer Kabarettist das Publikums so richtig in Stimmung. Allerdings gehört er, ein Fernsehstar, hier nur zum Vorprogramm. Die eigentlichen Stars sind jetzt die Vertreter der Dörfer, die Kinder, besser gesagt 23 Kinderpaare. Das Mädchen hält jeweils ein Schild mit dem Dorfnamen hoch, der Junge trägt eine kleine Bütt mit Weinreben aus den Weinbergen des betreffenden Dorfes. Auf der Bühne schüttet er dann die Trauben in eine Kelter. Natürlich wird der Vorgang noch über Mikrofon kommentiert, damit auch die weiter hinten stehenden Zuschauer möglichst viel mitbekommen.

- Nochmals zurück! Man stelle sich das vor: Ein von Tourismus unbelecktes und hübsches Dorf, eine Kirche, ein Rathaus, Sonne, friedliche Feiertagsstimmung. Über allem schwebt eine in unseren Ohren etwas schrille, leicht monotone aber exotisch und aufrührende Musik, erzeugt von Flabiol (Einhandflöte) und Tambori (Trommel). Es ist unbeschreiblich. -

Schließlich ist die letzte Bütt in der Kelter, es geht weiter, die Trauben werden gepresst, natürlich, so wie es früher üblich war, mit den Füßen. Und dann kann probiert werden: aromatisch, fruchtig und süß! Danach steigt man auf Rotwein um, wobei jeder Winzer natürlich meint den besten Wein zu erzeugen, darüber kann man trefflich diskutieren. Aber es wird immer in kleinen Mengen probiert, schließlich will jeder ja den abgesteckten Rundweg entlang schlendern, Freunde treffen, Essen und auch die Stände begutachten. Zwischendurch gibt es Vorführungen von Tanzgruppen, Spiele für Kinder und vieles mehr. Ein tolles, angenehm friedliches Fest, welches leider viel zu schnell vorbei geht, aber das ist ja mit den schönen Erlebnissen immer so, schade!

Fakten

Zum Fest kann man ganz bequem von Bilbao mit einem Sonderbus fahren. Er fährt morgens um 9.00 Uhr ab und bringt einen um 16.00 Uhr zurück. Die Fahrt kostet 12,- Euro (Stand 2007).

Wer in seinem Urlaub gerne auf Entdeckungstour geht ist, in der baskischen Region Rioja Alavesa gut aufgehoben. Neben den vielen Spitzenweingütern und verschiedenen Sehenswürdigkeiten, gilt es den Fluss Rioja und seine Wassersportmöglichkeiten zu entdecken oder die Sportmöglichkeiten in den Pyrenäen.

Aber auch die deutlich frischere Atlantikküste ist über die Autobahn schnell zu erreichen, ebenso Bilbao mit dem Guggenheim-Museum oder die baskische Hauptstadt Vitoria-Gasteiz. Die Fahrzeiten halten sich in Grenzen, von Vitoria-Gasteiz bis Balobao ist man beispielsweise keine 45 Minuten unterwegs.